Welt der Naturwissenschaften
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GESCHICHTE DER BIOLOGIE: ANATOMIE |
1543 war das Jahr der "Kopernikanischen Wende". In diesem Jahr veröffentlichte der Astronom Nikolaus Kopernikus ein Buch, in dem er eine radikal neue Auffassung über das Sonnensystem vertrat. Im gleichen Jahr erschien ein weiteres Buch, das sich für die Biologie als ebenso revolutionär herausstellte. Dieses Werk mit dem Titel "De Corporis Humani Fabrica" (Über den Aufbau des menschlichen Körpers) stammte vom belgischen Anatomen Andreas Vesalius (1514 - 1564). Vesalius studierte in den Niederlanden. Später bereiste er Italien, wo ihm die geistig aufgeschlossene Atmosphäre der beginnenden Renaissance besonders zusagte. Vesalius sezierte Leichen. Sein Buch war die erste genaue Publikation über die menschliche Anatomie. Es erschien in einer Zeit, in der die Buchdruckerkunst bereits erfunden war, so dass tausende Exemplare verbreitet werden konnten. Das Werk enthielt Illustrationen von Jan Stevenzoon van Calcar, einem Schüler des Künstlers Tizian. Das Buch hatte eine fatale Auswirkung auf Vesalius' Schicksal. Seine öffentlich vorgenommenen Sektionen, die er auch in seinem Buche propagierte, wurden ihm vorgeworfen. Er wurde zu einer Pilgerfahrt in das Heilige Land gezwungen, wo er ums Leben kam. Die durch Vesalius herbeigeführte Revolution in der Biologie war jedoch schneller wirksam als die von Kopernikus in der Astronomie. Ohrtrompete Eine neue "italienische Anatomie" gelangte in ganz Europa zur Blüte. Ein Schüler von Vesalius, Gabriello Fallopio (Gabriel Fallopius, 1523 - 1562), setzte die neue Lehre seines Meisters fort. Er untersuchte das Fortpflanzungssystem und beschrieb die Eileiter, welche den Eierstock mit der Gebärmutter verbinden. Man nennt sie heute noch die Fallopianischen Röhren. Ein anderer italienischer Anatom, Bartolommeo Eustachio (Eustachius, 1500 - 1574), beschrieb die Röhre, die das Ohr mit dem Rachenraum verbindet. Sie ist heute als Ohrtrompete oder "Eustachische Röhre" bekannt. Erschaffung des Adam Das wahrscheinlich berühmteste "anatomische" Gemälde der Renaissance ist das "jüngste Gericht" von Michelangelo Buonarroti in der Sixtinischen Kapelle im Vatikan. Der Künstler war gleichermaßen genial wie schlitzohrig. Bei der "Erschaffung des Adam" an der Decke der Kapelle konnte er sich eine Bosheit nicht verkneifen. Gott bildet mit seinem Ornat einen Schnitt durch das menschliche Gehirn. Die rote Robe skizziert das Großhirn, Gott bildet den Balken, den Hirnstamm und das verlängerte Mark und die Engel sind diverse Fortsätze wie die Hypophyse. Erstaunlicherweise hat das bis heute kaum jemand bemerkt. |
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