Welt der Naturwissenschaften
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DAS KONGGEBIRGE |
Dreiste Falschmeldungen, die von Menschen ungeprüft geglaubt werden, gab es schon immer. Baron von Münchhausen, dessen 300. Geburtstag kürzlich gefeiert wurde, war nicht der erste und letzte Schwadroneur. „Der grandioseste Gebirgszug der Welt ist das Kong-Massiv, ein hohes Granitgebirge, das sich in Afrika vom Atlantik bis zum Indischen Ozean erstreckt. Die ersten schneebedeckten Gipfel erheben sich in Senegal, dann durchzieht die Bergkette am 10. Breitegrad mehrere Länder.“ Die Beschreibungen dieser landschaftlich schönen Berge, die auch auf vielen Karten verzeichnet waren, klangen fantastisch. Es dauerte über ein Jahrhundert, bis die Falschmeldung des britischen Geografen James Rennell korrigiert wurde. Fledermausmenschen Die Tageszeitung „New York Sun“ löste 1833 eine Revolution aus. Statt der üblichen sechs Cent sollte eine Ausgabe nur einen Cent kosten. Die Folge dieser „Penny Press“ war eine erhebliche Änderung der Presselandschaft. Die Auflage der „Sun“ schnellte in die Höhe. Als im Sommer 1835 ein Großbrand die Konkurrenz der Sun schädigte, erschien der Aufsatz „Celestial Discoveries“ (himmlische Entdeckungen). Darin behauptet der Journalist Richard A. Locke, der Astronom John Herschel habe auf dem Mond eine Kolonie von Fledermausmenschen entdeckt. Nachdem weitere Zeitungen den Bericht übernommen hatten, wurde aus der Geschichte eine Serie, worauf die Auflagenzahlen der Sun durch die Decke gingen. Locke erlebte am Ende das gleiche Schicksal wie der deutsche Märchenreporter Claas Relotius. Die Lügen flogen auf und beendeten die Karrieren der Journalisten. 1903 glaubte der französische Physiker René Blondlot eine neue Art von Strahlen entdeckt zu haben. Er nannte sie N-Strahlen und schrieb ihnen fantastische Eigenschaften zu. Kurz darauf erschienen 60 Artikel anderer Forscher, in denen die N-Strahlen ebenfalls beschrieben wurden. Einige Experten behaupteten sogar, sie hätten die N-Strahlen schon vor Blondlot entdeckt. 1905 beendete der amerikanische Physiker Robert Wood den Spuk und wies nach, dass die N-Strahlen ein Hirngespinst waren. Die Blamage hatte ein tragisches Ende. Professor Blondlot nahm sich das Leben. Antirealismus 1996 fühlte sich der US-Physiker Alan Sokal von pseudowissenschaftlichen Begriffen wie „Konstruktivismus“, "Antirealismus" und "Relativismus" genervt. Er veröffentlichte eine Verschwörungsgeschichte, mit der Teile der Naturwissenschaften als Schwindel dargestellt wurden. Kulturwissenschaftler in aller Welt diskutierten ernsthaft Sokals Artikel. Dieser klärte schließlich seine Flunkerei auf, worauf nicht wenige Philosophen und Ideologen verstummten und ihre Luftschlösser großteils verschwanden. |
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