Die Raumfahrt begann nicht 1957 mit dem Start des sowjetischen Sputniks, sondern schon 1942. Die deutsche Rakete „A4“, die später in „V2“ umbenannt wurde, durchstieß erstmals die Schallmauer, vollführte einen ballistischen Flug und überschritt dabei die Grenzen zum Weltall. Die Geschwindigkeit reichte allerdings noch nicht für eine Erdumlaufbahn. Sputnik erreichte schließlich im Oktober 1957 eine Satellitenbahn, und im April 1961 umrundete der Russe Juri Alexejewitsch Gagarin in seiner Raumkapsel Wostok 1 die Erde. Die Sowjetunion, die damals den USA um eine Nasenlänge voraus war, bewirkte den berühmten „Sputnikschock“. Die Wissenschaftler, die hinter diesen ersten Erfolgen standen, waren weder Amerikaner noch Russen. In den USA brachte der Deutsche Wernher von Braun den technischen Durchbruch, in der Sowjetunion war es der Ukrainer Sergei Pawlowitsch Koroljow. Von Braun und Koroljow bauten unabhängig voneinander Raketenmotoren, deren Bauprinzip bis heute beibehalten wurde.
Es war im Jahr 1965, also vor fünfzig Jahren, als erstmal die entscheidenden technischen Sprünge gelangen, ohne die die heutige Raumfahrt nicht vorstellbar wäre. Am 18. März 1965 verließ der sowjetische Kosmonaut Alexei Archipowitsch Leonow sein Raumschiff Woschod 2 und schwebte erstmals – an einer 4,5 Meter langen Leine hängend – zwölf Minuten frei im All. Bei der Rückkehr in die Kapsel gab es so ernsthafte technische Probleme, dass Leonow beinahe sein Leben verlor. Am dritten Juni 1965 wiederholte der US-Astronaut Edward Higgins White das Kunststück. Kommandant James McDivitt hatte Probleme, sein Raumschiff Gemini IV in einem konstanten Abstand zu einer zuvor gestarteten Raketenstufe zu halten. Das Experiment wurde abgebrochen und White führte kurz darauf die erste amerikanische „EVA“ (Extravehicular Activity) durch. Nach zwanzig Minuten stieg White – problemlos – wieder in die Raumkapsel ein.
Der erste große Schritt zu einer hochentwickelten Raumfahrt gelang den Amerikanern, womit die USA ihren anfänglichen Rückstand zur Sowjetunion endgültig aufholten. Am 15. Dezember 1965 näherte sich das Raumschiff Gemini VII mit den Astronauten James Lovell (der spätere Kommandant der Pannenmission Apollo XIII) und Frank Borman (der spätere Kommandant der Mondmission Apollo VIII) dem Schwesterschiff Gemini VI mit den Astronauten Tom Stafford und Walter Schirra bis auf wenige Meter. Das war das erste von Hand gesteuerte Rendezvous zweier bemannter Raumschiffe in einer Erdumlaufbahn.
Neben diesen Erfolgen wurde ein Ereignis beinahe übersehen. Die sowjetische Venussonde Venera 3 startete am 16. November 1965 und schlug als erstes Raumschiff auf einem anderen Planeten ein.