Kurz vor der Wende zum 20. Jahrhundert blieb in den Naturwissenschaften kein Stein auf dem anderen. Der deutsche Physiker Konrad Röntgen hatte 1895 energiereiche Strahlen entdeckt, sein französischer Kollege Henri Becquerel ein Jahr später die Radioaktivität und Max Planck hatte eine revolutionäre Energieformel für Strahlen vorgelegt. Zur gleichen Zeit wiesen das Nobelpreis-Ehepaar Pierre und Marie Curie nach, dass die Radioaktivität eine Eigenschaft bestimmter chemischer Elemente ist. Sie entdeckten die radioaktiven Elemente Polonium und Radium. Die Entdeckungen von Röntgen, Becquerel, Planck und den Curies bewirkten eine Art "Strahlenhysterie".
Da die Physiker wissen wollten, woher diese Strahlen kommen, begannen sie den Aufbau der Materie genauer zu erforschen. Zunächst entstanden vorsichtige Versuche, den Aufbau eines Atoms zu beschreiben und mit dem raschen Anwachsen experimenteller Ergebnisse wurden die Atommodelle genauer. In den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts hatte das Atom einen aus Protonen und Neutronen bestehenden elektrisch positiv geladenen Kern und negativ geladene Elektronen, die sich um den Kern herumbewegen. Als Atomphysiker versuchten, schwere Atome durch Beschuss mit langsamen Neutronen noch schwerer zu machen, entdeckten sie zu Weihnachten 1938 zufällig die Atomkernspaltung und damit eine völlig neue Energiequelle, die beim Bau der Atombombe erstmals zum Einsatz kam.
Irgendwann begannen Menschen sich vor unsichtbaren Strahlen zu fürchten. Diese Angst geht inzwischen so weit, dass die Allerängstlichsten in allen unsichtbaren Strahlen tödliche Gefahren vermuten, was natürlich Unsinn ist, denn in diesem Fall müssten die meisten Arbeiter und Angestellten auf Flughäfen wegen der hohen Feldstärken des Funkverkehrs und der Radarstrahlen eine deutlich niedrigere Lebenserwartung haben. Das ist aber nicht der Fall, denn Radiowellen, RADAR- und Röntgenstrahlen unterscheiden sich in ihrer Energie erheblich.
Im Mai 2011 hat die Internationale Krebsforschungsagentur der WHO die nichtionisierende Strahlung von Mobiltelefonen in die "Kategorie 2b" der "möglicherweise krebserregenden" Stoffe eingestuft. Die Handystrahlung ist damit in der gleichen Gruppe wie Kaffee, Talkumpuder und unzählige andere Stoffe des täglichen Lebens. Ursache für die Einstufung der Funkstrahlen war nicht eine Gefährdung. Es ist nur wissenschaftlich immer noch nicht ausreichend untersucht, ob Langzeitrisiken bei Handynutzungszeiten von Jahrzehnten bestehen. Das ist alles. Wer nicht an Strahlenängstlichkeit leidet, hat eindeutig die bessere Lebensqualität, denn Radiowellen sind sicher keine Todesstrahlen.