Die Buschmänner der Namib, das ist die älteste Wüste der Welt im südlichen Afrika, können nicht bis zehn zählen, weil sie in Kleingruppen leben und nie mit großen Zahlen zu tun hatten. Alles, was über ihre Zahlenwelt hinausgeht, ist „viel“. Wir sollten uns aber hüten, diese vermeintliche Unbildung zu belächeln, denn auch bei uns gibt es Leute, die Probleme mit Zahlen haben. So kann man immer wieder das Argument hören oder lesen, Impfen sei gefährlich, weil angeblich irgendwo auf der Welt ein Mensch nach einer Impfung gestorben sei. Sehen wir uns einige wenige Erfolgszahlen der letzten Generationen an. Sie stammen aus den USA und vergleichen die Sterbezahlen der Vor-Impfzeit mit heute. Diphterie, eine tödliche Infektion, an der ich als Kind beinahe gestorben wäre, ging in den USA auf null herunter. Heutige Ärzte kennen die Krankheit nur noch aus Lehrbüchern. Ebenfalls auf null sanken Polio und Pocken. Die Sterbeziffern von Mumps und Röteln sanken um 99%, von Tetanus um 98%, von Hepatitis A um 91%, von Hepatitis B um 83%. Das ist nur eine kleine Auswahl.
Die absoluten Verlustzahlen sind noch anschaulicher: Diphtherie sank von 21.000 Toten auf null, Masern von 530.000 auf unter hundert und Varicella und verwandte Viren von 4 Millionen auf rund 400.000. (Die Zahlen schwanken je nach Studie geringfügig). Heute sterben immer noch Menschen an Infektionen, aber das gefürchtete Massensterben wurde durch systematisches Impfen beendet. Wer glaubt, der Rückgang sei durch Antibiotika erfolgt, der muss nachsitzen. Mit Antibiotika kann man keine Viren bekämpfen.
Eine andere Frage ist, wovor wir Angst haben. So wurden in den USA 2008 insgesamt 14.180 Morde registriert, was für das Land kein Ruhmesblatt ist, zur gleichen Zeit gab es jedoch mindestens 33.290 Selbsttötungen, wobei die Zahlen der verschleierten Selbsttötungen unbekannt sind. 2009 gab es in den USA 28 Attacken durch Haie, aber über 4,5 Millionen registrierte gefährliche Angriffe durch Hunde. 2008 starben weltweit 33 Amerikaner durch terroristische Angriffe, gleichzeitig über 36.000 an Grippe, die meisten dieser Toten waren nicht geimpft. Frauen, die Angst vor Brustkrebs haben, sollten sich diesen Vergleich ansehen: 2009 starben in den USA rund 40.000 Frauen an Brustkrebs, gleichzeitig wurden knapp 433.000 durch Herz-Kreislauferkrankungen hinweggerafft. In Panik gerät vielleicht, wer erfährt, dass es 2005 durch Flugzeugabstürze 321 Tote gab. Zur gleichen Zeit starben über 34.000 US-Bürger bei PKW-Unfällen. Wer immer noch glaubt, Impfen sei eine Massenbedrohung oder Schwimmen im Meer ziehe mordgierige Haie magisch an, steht mathematisch auf einer Ebene mit dem Buschmann: „Eins, zwei, drei, viel“.