Der in Oxford wirkende Arzt Richard Lower (1631-1691) führte 1666
erstmals eine Blutübertragung von einem Hund auf einen anderen
Hund durch. Das Spendertier verendete, das Empfängertier überlebte.
An Blutübertragungen bei Menschen wagte man sich erst viel später.
Nachdem etwa die Hälfte aller Blutübertragungen tödlich
verlaufen war, verbot Frankreich die Bluttransfusion, andere Länder
folgten.
Um die Wende zum 20. Jahrhundert beschäftigte sich der an der
Wiener Universitätsklinik arbeitende Arzt Dr. Karl Landsteiner
(1868 - 1943) mit der Frage, warum manche Blutübertragungen tödlich
verlaufen. Er entnahm sich selbst und einigen Mitarbeitern Blut, trennte
die roten Blutkörperchen mittels einer Zentrifuge vom Serum und
mischte jedes Serum der Spender mit den Blutkörperchen aller anderen
Spender. Er beobachtete, dass manche Mischproben verklumpten. Nachdem
er das Blut zahlreicher Patienten untersucht hatte, konnte er drei Gruppen
identifizieren: A, B und C. Die Bezeichnung C wurde später in Null
umbenannt, außerdem wurde die kombinierte Gruppe AB entdeckt.
Blutgruppen entpuppten sich als eine lästige Zufallslaune der Natur,
die bei Bluttransfusionen berücksichtigt werden müssen. Während
der Wirtschaftskrise emigrierte Landsteiner nach New York, wo er nach
einigen Jahren den Rhesusfaktor, das ist ein eigenes Blutgruppensystem,
entdeckte. Völlig zu Recht erhielt Dr. Landsteiner für seine
Entdeckungen 1930 den Nobelpreis für Medizin, denn seither kann
Blut gefahrlos von einem Menschen auf einen anderen übertragen
werden.
Alle Versuche, Blut künstlich zu erzeugen, sind fehlgeschlagen.
In Jahrzehnten ist das System der Blutspende und Blutkonservierung perfektioniert
worden. Moderne Technik und erfahrene Teams von Ärzten, Sanitätern
und technischen Kräften sorgen dafür, dass der Strom von Spenderblut
nicht zum Stillstand kommt, denn allein Österreich verbraucht alljährlich
500.000 Blutkonserven, Deutschland 5,5 Millionen. Eine Blutabnahme ist
völlig harmlos. Jeder gesunde Mensch verträgt einen Blutverlust
von etwa einem Liter, bei einer Blutspende wird maximal ein halber Liter
abgenommen. Jede Spende durchläuft im Labor eine Diagnosestraße.
Untersucht werden mehrere Faktoren: Die Blutgruppe, der Rhesusfaktor,
der Kell-Faktor, Syphilis, Hepatitis A bis C, HIV, Neopterin und Parvovirus.
Am 14. Juni, am Geburtstag von Dr. Landsteiner, soll im Rahmen des
Weltblutspendetages des Mannes gedacht werden, der mit seiner Entdeckung
Millionen Men-schen das Leben gerettet und Millionen Blutspender zu
Lebensrettern gemacht hat. Das „rote Gold“ ist und bleibt
eines der begehrtesten Mittel in der Medizin.