Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2006

Als ich aus der Zelle durch die Tür in Richtung Freiheit ging, wusste ich, dass ich meine Verbitterung und meinen Hass zurücklassen musste, oder ich würde mein Leben lang gefangen bleiben.
(Nelson Mandela)


21. Dezember 2024


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PLANET DER AFFEN


Die ruhmreichen Erkenntnisse der Wissenschaft unters Volk zu bringen, ist eine der selbst gestellten Aufgaben der seriöseren Medien. Jede Tageszeitung, jedes Maga-zin, das etwas auf sich hält, füllt regelmäßig Seiten mit Berichten über die großen Neuigkeiten, die vorwiegend in Wissenschaftsmagazinen wie „Nature“ (www.nature.com), „Science“ (www.sciencemag.org) oder „The Lancet“ (www.thelancet.de) zu finden sind.

Manchmal aber fährt ein Tageszeitungsbericht ein interessantes Thema voll an die Wand. Vor gut einer Woche schrieb eine bekannte österreichische Tageszeitung auf ihrer Wissenschaftsseite: „Haben unsere Ahnen, als sie sich vor etwa sieben Millionen Jahren von den Schimpansen trennten, diese Trennung nur halbherzig vollzogen und sich noch eine Million Jahre mit Schimpansen gepaart? … Sind wir Hybride mit Schimpansen-Erbgut im Genom?

Der Unsinn beginnt schon damit, dass es vor sieben Millionen Jahren weder Menschen noch Schimpansen, sondern gemeinsame Vorfahren von Affen und Menschen gab, von deren Aussehen die Wissenschaft durchaus konkrete Vorstellungen hat. Sowohl die Menschen als auch die Schimpansen sind jedoch erst später entstanden. Eine weitere Albernheit liegt in der Frage, ob Menschen und Affen Gene ausgetauscht hätten, indem sie es quasi miteinander getrieben haben. Das entspricht der Vorstellungswelt einer sensationsgeilen Gesellschaft, deren Intelligenzschwerpunkt unter dem Nabel angesiedelt zu sein scheint. In der Biologie spricht man von Artbarrieren, wenn zwei Individuen keine fruchtbaren Nachkommen bekommen können. Umgekehrt gehören zwei Individuen dann zu einer biologischen Art, wenn sie fruchtbare Nachkommen bekommen. Somit gibt es zwischen zwei verschiedenen Arten keinen Genaustausch.

Der Hintergrund der medial aufgeblasenen Affenliebschaft ist simpel. Die moderne Biologie kann längst die Entstehungsmechanismen neuer Arten nachvollziehen und erklären, im Labor und in der Natur sogar teilweise beobachten. Der Mensch hat beispielsweise 46 Chromosomen im Zellkern, der Schimpanse 48. Im Laufe der Evolution sind 2 Chromosomen durch Fusion verschmolzen. Die 48er-Linie blieb zufällig auf dem Affenpfad, die 46er-Linie entwickelte sich weiter zur Australopithecus-Reihe, später zur Homo-Reihe und am Ende zum modernen Menschen. Wie wir aus DNA- und Chromosomen-Untersuchungen wissen, müssen unsere Vorfahren mehrere genetische Engpässe mit wenigen Individuen durchlaufen haben. Das nennen die Evolutionsgenetiker einen „Founder-Effekt“. Die Erzählung über Adam und Eva hat somit was für sich. Geschichten mit prähistorischen zwischenartlichen Liebesbeziehungen sind nur Scheinsensationen.




© 2006 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Ejnar Hertzsprung
(1873-1967)
begründete mit Hilfe des Hertzsprung-Russel-Diagramms die moderne Kosmologie.


Rudolf Oeller:

Typhon District

Thriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
Europa Verlagsgruppe. ISBN 9791220149914

Alles beginnt mit einer harmlosen Untersuchung: Als Ben, ein Molekularbiologe, um Hilfe gebeten wird, weil die Schimpansenweibchen im Zoo keinen Nachwuchs bekommen, ahnt er noch nicht, dass seine Welt bald aus den Fugen geraten wird. Die Ursache der Zeugungsunfähigkeit ist nämlich eine Chromosomenmutation der Affendamen, und die bringt seinen Chef auf eine folgenreiche Idee. So entsteht das unter Verschluss gehaltene Projekt Typhon District, benannt nach einem Hybridmonster aus der Mythologie. Erst allmählich kommen bei Ben und seinem internationalen Team Zweifel auf. Doch da sind sie bereits tief in einem Strudel von Geld und Machtgier, Manipulation und Skrupellosigkeit gefangen. Nicht nur ihre eigenen Leben sind bedroht. Als sie das bemerken, ist es bereits zu spät.

Das Buch ist sowohl im Handel als auch im Internet erhältlich.