Die ruhmreichen Erkenntnisse der Wissenschaft unters Volk zu bringen,
ist eine der selbst gestellten Aufgaben der seriöseren Medien. Jede
Tageszeitung, jedes Maga-zin, das etwas auf sich hält, füllt
regelmäßig Seiten mit Berichten über die großen
Neuigkeiten, die vorwiegend in Wissenschaftsmagazinen wie „Nature“
(www.nature.com),
„Science“ (www.sciencemag.org)
oder „The Lancet“ (www.thelancet.de)
zu finden sind.
Manchmal aber fährt ein Tageszeitungsbericht ein interessantes Thema
voll an die Wand. Vor gut einer Woche schrieb eine bekannte österreichische
Tageszeitung auf ihrer Wissenschaftsseite: „Haben unsere Ahnen,
als sie sich vor etwa sieben Millionen Jahren von den Schimpansen trennten,
diese Trennung nur halbherzig vollzogen und sich noch eine Million Jahre
mit Schimpansen gepaart? … Sind wir Hybride mit Schimpansen-Erbgut
im Genom?
Der Unsinn beginnt schon damit, dass es vor sieben Millionen Jahren weder
Menschen noch Schimpansen, sondern gemeinsame Vorfahren von Affen und
Menschen gab, von deren Aussehen die Wissenschaft durchaus konkrete Vorstellungen
hat. Sowohl die Menschen als auch die Schimpansen sind jedoch erst später
entstanden. Eine weitere Albernheit liegt in der Frage, ob Menschen und
Affen Gene ausgetauscht hätten, indem sie es quasi miteinander getrieben
haben. Das entspricht der Vorstellungswelt einer sensationsgeilen Gesellschaft,
deren Intelligenzschwerpunkt unter dem Nabel angesiedelt zu sein scheint.
In der Biologie spricht man von Artbarrieren, wenn zwei Individuen keine
fruchtbaren Nachkommen bekommen können. Umgekehrt gehören zwei
Individuen dann zu einer biologischen Art, wenn sie fruchtbare Nachkommen
bekommen. Somit gibt es zwischen zwei verschiedenen Arten keinen Genaustausch.
Der Hintergrund der medial aufgeblasenen Affenliebschaft ist simpel.
Die moderne Biologie kann längst die Entstehungsmechanismen neuer
Arten nachvollziehen und erklären, im Labor und in der Natur sogar
teilweise beobachten. Der Mensch hat beispielsweise 46 Chromosomen im
Zellkern, der Schimpanse 48. Im Laufe der Evolution sind 2 Chromosomen
durch Fusion verschmolzen. Die 48er-Linie blieb zufällig auf dem
Affenpfad, die 46er-Linie entwickelte sich weiter zur Australopithecus-Reihe,
später zur Homo-Reihe und am Ende zum modernen Menschen. Wie wir
aus DNA- und Chromosomen-Untersuchungen wissen, müssen unsere Vorfahren
mehrere genetische Engpässe mit wenigen Individuen durchlaufen haben.
Das nennen die Evolutionsgenetiker einen „Founder-Effekt“.
Die Erzählung über Adam und Eva hat somit was für sich.
Geschichten mit prähistorischen zwischenartlichen Liebesbeziehungen
sind nur Scheinsensationen.