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Das Y2k (Jahr 2000)-Problem entsteht durch die nur zweistellige Angabe der Jahreszahl in elektronischen Systemen. Während das Jahr 1999 durch
99 dargestellt wird, ist das Jahr 2000 für manche Computer nur noch 00, und dies kann zu Programmkonflikten führen. Küchengeräte
und Videorecorder sind die kleinere Misere. Wenn der Timer beim Jahreswechsel nicht mehr funktioniert, ist das höchstens ein Ärgernis. Wenn
aber große EDV-Systeme verrückt spielen, kann der Schaden sehr teuer werden.
Das Y2k-Problem tritt jetzt schon auf. So wurden in einer großen Konservenfabrik die Haltbarkeitsdaten auf den Dosen zweistellig aufgedruckt.
In der automatischen Lagersteuerung gab es ein Umwälzprogramm, das ältere Ware automatisch aus dem Lager entnahm und jeweils zum Versand
oder zur Entsorgung schickte. Als in der Dosenfirma die ersten Haltbarkeitsdaten vom Jahre 2000 auftauchten, hieß das Datum auf der Dose z. B. 23-01-00. Mit dieser Zahlenkombination wurden die neuen Dosen sofort zur Vernichtung befördert, weil der Computer annahm, es handle sich um Ware aus dem
Jahr 1900.
Der elektronische Vernetzungsgrad in unserer modernen Gesellschaft ist gigantisch. Bei jedem Reisebüro kann man Flüge, Hotels, Schifftransfers
usw. per EDV-Standleitung buchen. Im Internet kann man Computerprogramme kaufen und per Kreditkarte sofort bezahlen. Einen außergewöhnlich
hohen Vernetzungsgrad findet man im Geldwesen, also bei Versicherungen, Investmentunternehmungen, Börsen, Brokern, und Banken.
Die Hauptrisiken der Banken beim nächsten Jahreswechsel liegen in der Vernetzung: Beeinträchtigung des Geschäftsbereichs durch
Fehler im eigenen Computersystem, Störungen durch Import fehlerhafter Daten, Zahlungsunfähigkeit von Kreditkunden, bei denen es zu Zusammenbrüchen der Computersysteme gekommen ist usw.
Gut geführten Banken ist das Problem längst bewußt, und viele rüsten auf neue Geräte und neue Programme um. Unter dem
Titel "The Year 2000 - A Challenge for Financial Institutions and Bank Supervisors" veröffentlichte der Basler Ausschuß
für Bankenaufsicht bereits 1997 eine gemeinsame Empfehlung der führenden Industriestaaten zur technischen Bewältigung des Jahr 2000-Problems. Seither fanden regelmäßig Treffen statt, das wichtigste am 8. April 1998 in Basel. Vertreter aller Industriebereiche diskutierten
die Gefahren, die durch die Datumsumstellung auftreten könnten. Die Erkenntnisse sind beunruhigend.
Große Firmen reagieren auf ihre Weise. Sie schicken an Banken und Versicherungen sorgfältig ausgetüftelte Fragebögen zur
betriebseigenen Software. Banken, die das Y2k-Problem nicht wahr- geschweige denn ernst nehmen, könnten damit sowohl ein technisches als auch
ein wirtschaftliches Problem bekommen.
Nachsatz: In der Zwischenzeit wurde das Problem erkannt und gelöst. Das Thema ist nur noch eine Fußnote in den Geschichtsbüchern.
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