Welt der Naturwissenschaften und Politik(Scientific Medley)
(Alphonse Karr) 24. November 2025 |
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FARM DER UNBELEHRBAREN |
Es ist kaum noch möglich, eine öffentliche Rede oder Stellungnahme zu hören, ohne dass einem das Wieselwort Demokratie von denen um die Ohren geschlagen wird, die mit Demokratie wenig am Hut haben. Vor allem die Nachfolgepartei der SED („die Linke“) sollten den Mund halten, wenn von Demokratie die Rede ist. Eric Arthur Blair veröffentlichte unter dem Namen George Orwell den weltberühmten Roman „1984“. Das Werk handelt von widersprüchlichen Parolen, die von den Menschen geglaubt werden, weil sie zuvor die Techniken des „Verbrechenstop“ und „Zwiedenken“ gelernt haben. Das sind Fertigkeiten, die es erlauben, bestimmte Gedanken automatisch zu blockieren und Behauptungen und ihr Gegenteil gleichzeitig für wahr zu halten. Verbrechenstop wurde zum Wokismus unserer Tage, Zwiedenken zur neuen Dialektik. In Orwells Welt gibt es vier Ministerien. Das Ministerium für Frieden, das für Krieg und Kriegspropaganda zuständig ist, das Ministerium für Überfluss, das den permanenten Mangel verwaltet, das Ministerium für Liebe, das Meinungsverbrechen verfolgt und schließlich das Ministerium für Wahrheit, das Fehlinformationen verbreitet und die Geschichte verfälscht. Leider ist Orwells Satire „Die Farm der Tiere“ etwas in Vergessenheit geraten. Dieses geniale Werk beschreibt die Welt des Kommunismus mindestens so treffend wie sein zuvor erschienenes Buch „1984“. Old Major Es geht um eine Farm, die Mister Jones gehört. Hier leben Old Major, ein altes Schwein, auch noch andere Schweine, Kühe, Hunde, Pferde, eine Ziege, Schafe, ein Esel und kleinere Tiere wie Katzen, Hühner und Hasen. Jedes Tier stellt eine bestimmte Persönlichkeit dar und hat eigene Meinungen. Die perfekte Diversität. Old Major hat einen Traum. Er wird bald sterben und im Rahmen einer Versammlung allen Tieren seine Gedanken mitteilen. Das Leben sei jämmerlich, die Arbeit nehme kein Ende, und wenn man im Alter nutzlos geworden sei, würde man weggeworfen. Glück ist unbekannt. Old Major sagt, dass jeder ein würdiges und anständiges Leben verdient habe. Das Elend existiert, weil die Früchte ihrer Arbeit nach Ansicht von Old Major gestohlen werden. „Darin, Genossen, liegt die Antwort auf all unsere Probleme. Sie lässt sich in einem einzigen Wort zusammenfassen, es ist der Mensch. Lasst den Menschen von der Bildfläche verschwinden, und der Urgrund von Hunger und Überarbeitung ist ein für alle Mal beseitigt.“ Old Major fordert daher: „Ist es also nicht klar, Genossen, dass alle Übel dieses unseres Lebens der Tyrannei der Menschen entspringen? Werdet nur erst den Menschen los, und die Produkte unserer Arbeit gehören uns. Beinahe über Nacht könnten wir reich und frei werden. Wir müssen Tag und Nacht mit Leib und Seele auf den Sturz des Menschengeschlechts hinarbeiten! Das ist meine Botschaft an euch, Genossen: Rebellion! Ich weiß nicht, wann diese Rebellion kommen wird, doch ich weiß, dass früher oder später Gerechtigkeit geübt werden wird.“ Animalismus Kurz darauf stirbt Old Major. Die Schweine arbeiten unter der Führung des fürchterlichen Ebers Napoleon, des trickreichen Schneeball und des redegewandten Schwatzwutz die Thesen Old Majors zu einem Denksystem aus, dem sie den Namen Animalismus geben. Kurz darauf kommt es für alle zur angekündigten Rebellion, als der wieder einmal betrunkene Farmer Jones vergisst, die Tiere zu füttern, worauf diese die Futterkammer plündern. Die Farm wird in „Farm der Tiere“ umbenannt, und an die Wand der großen Scheune werden die Gebote des Animalismus geschrieben, nach denen alle Tiere der Farm leben sollen: Zunächst werden alle Erträge der Farm gerecht aufgeteilt, doch dann beanspruchen die Schweine die von den Kühen erzeugte Milch und alle Äpfel für sich, denn die Schweine hätten die Leitung der Farm übernommen. Das Nahrungsprivileg sei im Interesse aller Tiere. Hinrichtungen Von da an werden alle Freiheiten Schritt für Schritt abgeschafft. Versammlungen gibt es nicht mehr, und die Schweine halten sich nicht mehr an die von ihnen verkündeten Gesetze. Napoleon lässt seinen Genossen Schneeball von seinen Hunden vertreiben, beschuldigt Tiere der Sabotage und lässt sie hinrichten, schläft in einem Bett, trägt Kleidung, betrinkt sich und treibt Handel mit Menschen. Die Situation verschlechtert sich. Schon nach einem Jahr geht es den Tieren elender als je zuvor. Trotzdem behaupten die Schweine, dass es ständig aufwärts ginge. Am Ende der Geschichte trifft eine Abordnung umliegender Farmer ein, und stolz präsentieren die Schweine, wie gut die Farm der Tiere laufe und wie gut die Tiere doch lebten. Die Menschen sind beeindruckt. Bei einem abendlichen Festessen sprechen sich Menschen und Schweine für eine gute Zusammenarbeit aus. Demokratien und Diktaturen Wir haben aus den Augen verloren, dass nur eine Minderheit der Länder Demokratien sind. Die genaue Anzahl freier Demokratien ist schwer zu bestimmen, da es keine allgemeingültige Definition gibt. Ein Parlament macht noch keine Demokratie, vor allem dann nicht, wenn Wahlen manipuliert werden. Der Demokratieindex von The Economist zählt 24 Länder als vollständige Demokratien. Laut dem V-Dem Institut (Varieties of Democracy) gab es 2022 weltweit 90 Demokratien. Die Wahrheit wird also irgendwo zwischen 24 und 90 liegen. Die UNO erkennen 195 unabhängige Länder an. Höchstens ein Drittel davon sind Demokratien. Wer sich eine schmerzhafte Lektüre antun will, braucht Orwells Werke 1984 und Die Farm der Tiere nicht zu lesen, obwohl sie sehr zu empfehlen sind. Eine brillante Zusammenfassung findet man im Buch des Nonkonformisten Michel Onfray: „Theorie der Diktatur“. Onfray, der aus verständlichen Gründen von ideologiegesteuerten Pseudodemokraten geächtet wird, nimmt sich kein Blatt vor den Mund und zeigt, wie wir unsere westlichen Demokratien durch Feigheit und Gleichgültigkeit gefährden. Wer heute die Rechtsnachfolger der Kommunisten wählt, hat vergessen oder verdrängt, was Kommunisten der Welt Grausames angetan haben. Sie sollten eine „Farm der Unbelehrbaren“ gründen, dort abgeschottet und zufrieden leben, wenn sie uns freie Bürger nur unbehelligt lassen. |
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© 2025 Rudolf Öller, Bregenz [/2025/roe_2546] |
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