Welt der Naturwissenschaften und Politik
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ECHTER UND SIMULIERTER FORTSCHRITT |
Wann hat das begonnen, was wir Fortschritt nennen? Es war wahrscheinlich irgendwann in der Jungsteinzeit, als weltweit mehrfach und unabhängig voneinander die Nutzung des Feuers und die Gewinnung der Metalle begann und die Menschen lernten, Pflanzen anzubauen und Tiere zu züchten. Fortschritt im modernen Sinn begann mit der Renaissance, als Johannes Kepler die Planetenbahnen erstmals genau berechnen konnte und Giganten wie Isaac Newton und Galileo Galilei die Physik revolutionierten. Wissenschaften von A bis Z Ich erlaube mir heute eine kleine alphabetische Reise durch Entdeckungen, Entwicklungen und Erkenntnisse von A bis Z, wobei die Liste nur ein Bruchteil der tatsächlichen Ereignisse ist. Die Atomuhr auf Caesiumbasis – unverzichtbar in jedem Positionssystem wie etwa GPS – erfand ein britischer Physiker. Die Blutgruppen entdeckte ein österreichischer Arzt, den ersten voll programmierbaren Computer baute ein deutscher Unternehmer und Erfinder und den Defibrillator haben wir einem amerikanischen Chirurgen zu verdanken. Das Elektronenmikroskop erfand ein deutscher Ingenieur, den Flugschreiber ein australischer Mathematiker und „Scientific Officer“. Die grafische Benützeroberfläche verdanken wir einer Reihe von Nerds im kalifornischen Silicon Valley, den Herzschrittmacher einem australischen Arzt und die In-vitro-Fertilisation einem britischen Team, bestehend aus einem Arzt, einem Genetiker und einer Laborassistentin. Die 1991 von einem kanadischen Programmierer entwickelte Computersprache Java war ihrer Zeit weit voraus, die Kernspaltung (von Uranatomkernen) gelang einem deutschen Chemiker in Zusammenarbeit mit einer österreichischen Physikerin und die heute unverzichtbare Lasertechnik verdanken wir einem amerikanischen Ingenieur. Das Mikroskop erfand ein holländischer Händler und Naturforscher, das Nachtsichtgerät ein amerikanischer Ingenieur, das Ostwaldverfahren zur Produktion der in der Industrie unverzichtbaren Salpetersäure entwickelte ein deutsch-lettischer Chemiker und die kleinsten Bausteine der Materie, die Quarks, bekamen ihre originellen Namen von einem amerikanischen Physiker. Das Radar wurde von einem deutschen Wissenschaftler und einem schottischen Techniker erfunden, den ersten Satelliten baute ein ukrainischer Raketentechniker, den Theodoliten (ein Vermessungsgerät) erfand ein englischer Mathematiker und Naturforscher und die in der modernen Chemie und Molekularbiologie unverzichtbare Ultrazentrifuge haben wir einem schwedischen Chemiker zu verdanken. Die Vakuumpumpe erfand ein deutscher Naturforscher, den Wechselstrom ein kroatischer Erfinder, der in die USA auswanderte, die X-Rays (bei uns Röntgenstrahlen genannt) ein deutscher Physiker und Hochschullehrer und die Zündkerze ein deutscher Ingenieur. Der Buchstabe Y gehört der schwedischen Grube Ytterby, wo schwedische Chemiker viele seltene Elemente entdeckten. Vier von ihnen wurden nach der Grube benannt: Erbium (Er), Terbium (Tb), Yttrium (Y) und Ytterbium (Yb). Keine Ideologien Die Namen der Erfinder und Entdecker habe ich absichtlich weggelassen, sie sind leicht ausfindig zu machen. Die erwähnten Männer und Frauen sind Fortschrittsmacher. Sie haben nicht herumgeredet, vereinzelt Esoterik, aber keine Ideologien produziert, haben sich gelegentlich auch, wie in den echten Wissenschaften üblich, ordentlich geirrt, haben am Ende aber immer etwas erfunden oder entwickelt, was der Menschheit nützte. Die eben beschriebene Welt ist die Welt der Bürgerlichen. Diese sind wert- aber nicht strukturkonservativ. Jeder vernünftig denkende und handelnde Mensch verteidigt Werte wie Hilfsbereitschaft, Loyalität, Treue, Verlässlichkeit, Verantwortungsbewusstsein usw. Das wertkonservative Weltbild ist grundvernünftig und Basis einer jeden stabilen Gemeinschaft. Strukturkonservativ sind Spießer, die neue Techniken ablehnen und zurück streben zu den Bauernhöfen der Romantik. Damals betrug die durchschnittliche Lebenserwartung 40 Jahre. Simulierter Fortschritt Die Gegenwelt der Moderne, das postmoderne Universum der woken Zeitgenossen, hat außer Sprüchen nichts zu bieten. Vermeintlich revolutionäre Gedanken, die uns tagtäglich angepriesen werden, haben mit Fortschritt nichts zu tun. Postmodernes Denken lehrt, Intuitionen mehr zu vertrauen als wissenschaftlichen Erkenntnissen. In diesem wirklichkeitsfernen Vakuum entstehen simulierte Weltbilder. In der Gender“forschung“ werden Tatsachen verbogen, meist sogar geleugnet. In den Kulturwissenschaften – ganz besonders in den „Studies“ – geht es weniger um Analysen als um pauschale Schuldzuweisungen, Diffamierungen, Aktionismus und eine seltsam holprige Sprache, die Kompetenz vortäuschen soll. Einer der Propheten der postmodernen Linken, der französische Philosoph Michel Foucault gab das sogar zu, als er einmal in einem Interview sagte: „In meinen Aufsätzen müssen immer zehn Prozent Unverständlichkeit vorhanden sein, sonst halten einen die Leute nicht für einen tiefgründigen Denker." Inzwischen weht den woken Jägern unzulässiger Meinungen der Wind ins Gesicht. Kürzlich gab der stellvertretende Stabschef des Weißen Hauses, Stephen Miller, anlässlich eines TV-Auftritt ein Interview. Er sprach direkt zu seinen Gegnern: "Wir werden euch finden. Wir nehmen euch euer Geld weg, eure Macht und, wenn ihr das Gesetz gebrochen habt, eure Freiheit." Donald Trumps Aggressivität mag schamlos sein, sollte aber nicht darüber hinwegtäuschen, dass Fortschritt nur kreative „konservative“ Bürgerliche generieren. Die Gegenseite ist divers und inklusiv, klopft leere Sprüche, profitiert in Wahrheit vom Fortschritt und verfolgt erfolgreiche Bürgerliche konsequent mit Hilfe gewisser Medien und einer haltungsaffinen Justiz. |
© 2025 Rudolf Öller, Bregenz [/2025/roe_2540] |
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