Die Erinnerungen an meine Schulzeit sind durchwachsen. „Das Grauen hat einen Namen – Schule“ prangt auf einem meiner T-Shirts, das ich mit bösartiger Begeisterung alljährlich zum Schulbeginn trage. Meine gemischten Gefühle beziehen sich auf meine Lehrer, von denen die allermeisten in Ordnung waren. Sie haben uns inspiriert, für Themen begeistert, manchmal gelangweilt, und waren hie und da ungerecht. Einer meiner (inzwischen verstorbenen) Professoren im Gymnasium war ein Narzisst, dem es Spaß machte, Schüler, die er nicht leiden konnte, zu demütigen. Ich konnte machen, was ich wollte, ich kam bei ihm nie über ein Genügend hinaus, und einmal gelang es ihm beinahe, mich mit unerlaubten Methoden fertig zu machen. Dieses Erlebnis machte mich dickhäutiger und führte dazu, dass ich an der Universität nicht ins Bummeln kam.
Das Problem unserer Tage scheint zu sein, dass wir von unseren Schülern wesentlich weniger fordern als noch vor einer Generation. Es soll hier nicht der Eindruck entstehen, ich wünschte mehr Härte oder gar Ungerechtigkeiten. Nichts liegt mir ferner. Ich meine eine solide Basisbildung und das Üben scheinbar banaler Dinge, wie etwa das Kopfrechnen. Neulich hatte ich 7,60 € an einem Eisstand zu zahlen. Ich zahlte mit 12,60 €, was eine gewisse Verwirrung entstehen ließ. Ein Taschenrechner löste schließlich das 5-Euro-Problem. Ich musste vor vielen Jahren in Geografie alle Hauptstädte der Welt auswendig wissen. Ich kannte (und kenne) auch alle chemischen Elemente vom Wasserstoff bis zum Plutonium samt ihren Abkürzungen. So etwas zu verlangen, wäre heute eine unzumutbare Grausamkeit, denn es gibt ja Wikipedia. Trotzdem profitiere ich heute noch von meinem vor Jahrzehnten erworbenen Wissen, obwohl sich die Welt verändert hat.