Welt der Naturwissenschaften
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GESCHWÄTZLAWINE |
Die Universitäten seien in einer Krise. Das oder Ähnliches hört man in letzter Zeit immer öfter. Da tummeln sich Kommunisten, weltfremde Grüne und neuerdings auch Antisemiten, die Sympathien für die Hamas zeigen. Das ist bekanntlich eine islamistische Gruppe, ie man ungestraft als Mörderbande bezeichnen darf. Wäre die Hamas eine legitime Organisation, dann hätten ihre Vertreter alle jüdischen Geiseln nach Hause geschickt und die feigen Kinder- und Frauenmörder vor ein ordentliches Gericht gestellt. Das aber kümmert die linken Antisemiten an den Universitäten herzlich wenig. Der Vorwurf, dass sich amerikanische und westeuropäische Universitäten in einer Krise befänden, stimmt nur teilweise. Die Krise betrifft vorwiegend die so genannten Kultur- und Gesellschaftswissenschaften, die manchmal als "Geschwätzwissenschaften" bezeichnet werden. Dunkelheit des Offensichtlichen Es begann in den Siebzigerjahren, als man nach den 68er-Studentenkrawallen der Meinung war, den rasant voranschreitenden Naturwissenschaften einen Gegenpol in Form von Gesellschafts- und Kulturwissenschaften entgegenstellen zu müssen. Raumfahrt, Elektronik, Genetik – das alles sei ja nur eine Folge von Spielereien im Labor plus ein wenig Mathematik. Es komme nun darauf an, die modernen Erkenntnisse und Entdeckungen gesellschaftlich richtig zu deuten. Einer der bekanntesten Soziologen Großbritanniens, Stuart Hall, war überzeugter Marxist. Als einer der Begründer der "Cultural Studies" beschäftigte er sich vorwiegend mit Kolonialismus und Imperialismus. Er war einer der Protagonisten der Idee, Kulturwissenschaftler seien dazu berufen, die Naturwissenschaften einzuordnen und zu kontrollieren, als er verkündete: "Cultural Studies gehen davon aus, dass es einer Menge an theoretischer Arbeit bedarf, um die Dunkelheit des Offensichtlichen zu erhellen." Das war der Beginn der größten pseudowissenschaftlichen Geschwätzlawine, die jemals die Welt der Universitäten heimgesucht hat. Ganze Bataillone von Schwadroneuren "deuteten" Naturwissenschaften und Technik und maskierten das Larifari mit einem Wust an banalen Fremdwörtern. Leichtgläubige Studenten folgten den neuen Propheten und hielten – bis heute – das Ganze für Fortschritt. MINT Ein Blick auf Naturwissenschaften und Technik nach dem zweiten Weltkrieg zeigt die Wucht, die von den MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) ausgeht. Innerhalb kurzer Zeit wurden Transistoren, Mikroprozessoren, Computer, Raketen, Satelliten, Mobiltelefone, Lichtfaseroptik, mikroinvasive Chirurgie, gentechnisch produzierte Medikamente, Kernspintomografen, Flachbildschirme und tausend andere Dinge erfunden und entwickelt. Die Kulturwissenschaften schauen dagegen alt aus. Sie erzählen uns über Jahrzehnte hinweg immer dieselben alten Geschichten, nämlich Kolonialismus, Imperialismus, Kapitalismus, Rassismus und anderes triviales Zeugs. Es musste also etwas Neues her. Postmoderne Philosophen erfanden irgendwann den "Konstruktivismus". Das ist eine Pseudowissenschaft, die uns einzureden versucht, dass es so etwas wie eine objektive Welt nicht gibt. Alles, auch Naturkonstanten wie die Lichtgeschwindigkeit, seien lediglich gesellschaftliche "Konstrukte". Als Judith Butler in Berkeley (Kalifornien) zu allem Überdruss den Genderismus erfand und behauptete, die beiden Geschlechter seien ebenfalls ein Konstrukt, juckte das weder Mediziner noch Biologen. Sie wissen, dass es nur zwei Geschlechter gibt und dass es Schwule immer schon gegeben hat. Das aber ändert an der biologischen Tatsache der beiden Geschlechter nichts. Weltverbesserer Die echten Wissenschaftler machten ihre Rechnung ohne die Macht der Dummheit. Da sich die meisten Menschen in den USA und Europa weigerten, der Sagenwelt des Konstruktivismus und des Genderismus zu folgen, reagierten Protagonisten der Kulturwissenschaften aggressiv und erfanden die "political correctness", die "Mikroaggression" und die "cancel culture". Zunächst wurden nur Professoren gefeuert, die ein falsches Wort sagten, später kamen auch Politiker und Journalisten dran, die "falsche Meinungen" vertraten. Es bewahrheitete sich die düstere Aussage des österreichischen Philosophen Sir Karl Popper, der zu den wenigen glaubwürdigen Philosophen zählt, weil er über eine breite naturwissenschaftliche Bildung verfügte. In seinem Werk "Die offene Gesellschaft und ihre Feinde" behauptete er: "Die Weltverbesserer sind die eigentlichen Feinde einer offenen Gesellschaft." Inzwischen sind wir einem Meinungsterror ausgeliefert, der von den kultur- und gesellschaftswissenschaftlichen Instituten der Universitäten ausgeht und von deren rot-grünen Kolonnen in der Gesellschaft am Leben erhalten wird. Diese Institute und ihre Professoren sind es, die zuerst Teile der Universitäten, dann Teile der Gesellschaft in eine Krise getrieben haben. Nicht unschuldig an dem abseitigen Treiben sind auch Vertreter der Naturwissenschaften, die es verabsäumt haben, sich rechtzeitig und lautstark zu Wort zu melden, um den Wahnsinn zumindest einzudämmen. Die Durchtriebenheit der Vertreter der Kulturwissenschaften und ihrer Imitatoren zeigt sich in der Strategie, die "Vielfalt" laut zu bejubeln, andererseits aber jeden in ein rechtsradikales Eck zu drängen, der es wagt, vom schmalen Grat einer als Wahrheit inclusive Fortschritt verkauften Ideologie abzuweichen. Sie wollen die Welt verbessern, sind aber verbissene Feinde der Freiheit, Feinde der freien Wissenschaften und Feinde einer lebendigen und freien Sprache. |
© 2024 Rudolf Öller, Bregenz [/2024/roe_2428] |
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Rudolf Oeller:Typhon DistrictThriller über eine Gruppe von Wissenschaftlern, die Gott gründlich ins Handwerk pfuscht und dabei zugrunde geht.
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