Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2018

Die Volksbegeisterung in unsern letzten Freiheitskriegen ward wie die Jungfrau von Orleans unter ihrer eigenen Fahne begraben.
(Wolfgang Menzel)


28. März 2024


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GRENZWERTE


Grenzwerte sind das Mantra unserer Zeit. Immer dann, wenn sie überschritten werden, führt das zu Diskussionen. Zu viel Dioxin in Eiern, katastrophal erhöhte Asbestwerte in Schul-, Gerichts- und anderen Gebäuden, zu hohe Konzentration an krebserregenden Substanzen in 100% aller Biersorten – alle paar Wochen hören wir, dass irgendwo irgendein Grenzwert überschritten wurde, was uns alle schon bald gesundheitlich ruinieren wird.

Es ist schon aus juristischen Gründen wichtig, dass Grenzwerte festgelegt werden, aber sie werden fast immer falsch bewertet. Der bekannteste Grenzwert ist das Ablaufdatum. Es gibt Zeitgenossen, die werfen die Butter zehn Minuten nach Mitternacht weg, weil das Ablaufdatum überschritten worden ist. "Mindestens haltbar bis …" bedeutet aber nicht "Unmittelbare Todesgefahr ab …". Die meisten Lebensmittel sind auch nach dem Ablaufdatum genießbar, denn die Natur hat uns mit einem feinen Sensorium ausgestattet.

Die meisten Grenzwerte werden nicht nach wissenschaftlichen Kriterien erstellt, sondern "frei Schnauze plus Daumen mal pi". Man gibt Versuchstieren eine bestimmte Substanz. Dann rechnet man die Dosis, an der die Hälfte der Versuchstiere verendet ist, auf einen Bruchteil herunter und multipliziert diesen Wert mit einem Umrechnungsfaktor Mensch/Versuchstier. Der Irrtum liegt nun darin, diese "berechneten" Grenzwerte absolut ernst zu nehmen: Bis zum Wert x ist eine Substanz unbedenklich, ab diesem Wert drohen Krankheit oder Tod.

Wie unsinnig viele Grenzwerte sind, erkennt man an folgendem Gedankenexperiment: Wenn 1000 Menschen jeweils 2 Liter Blut abgenommen wird, sterben ungefähr 100, also 10%. Wir "berechnen" nun daraus, dass bei der Abnahme von 0,5 Litern 25 Menschen sterben, also 2,5%. Falsch! Es stirbt niemand, denn 0,5 Liter entspricht einer Blutspende, an der noch niemals ein Mensch gestorben ist. Mit Hilfe solcher "Berechnungen" werden Grenzwerte festgelegt. Diese Methode wird nicht angewendet, weil die zuständigen wissenschaftlichen Institute und Behörden dumm wären. Wir haben bloß keine anderen Möglichkeiten, Grenzwerte zu bestimmen. Wir wissen oft erst nach Jahrzehnten, bei welchen Konzentrationen Schadstoffe tatsächlich gefährlich sind.

Grenzwerte sind trotz allem nicht überflüssig und durchaus ein Instrument für eine vernünftige Politik. Sie gehören jedoch in die Hände von Fachleuten, die mit Statistik umgehen können. In den Händen von Aktivisten, Politikern und Lobbyisten werden Grenzwerte oft in überhöhten Dosen bis hin zur Hysteriegefahr verwendet. Absoluter Gipfel des Schwachsinns ist die neue Pommes- und Schnitzel-Verordnung einer immer schriller agierenden EU.




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© 2018 Rudolf Öller, Bregenz



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Helden der Wissenschaft:
Hermann von Helmholtz
(1821-1894)
war Arzt, Physiologe, Physiker, Philosoph, kurzum ein Universalgelehrter, wie es ihn heute nicht mehr gibt. Er war in der Medizin, in der Physik und in der Biologie zu Hause. Respekt!

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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Interview zum Buch