Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2003

Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte; aber der Gerechte fordert sie für alle, der Ungerechte nur für sich allein.
(Ludwig Börne)


19. März 2024


zurück Übersicht weiter

GEKLONTE MENSCHEN

Ein Klon ist eine Zellgruppe, die durch ungeschlechtliche Vermehrung aus einer Zelle hervorgegangen ist. Es handelt sich somit um ein biologisches Duplikat. Klone sind in der Natur nur als Ausnahmen zu finden, wie etwa bei Bakterien.

Bei der sexuellen Fortpflanzung vereinigen sich zwei Keimzellen mit je einem Satzvon Chromosomen. Beim Menschen haben Ei- und Samenzellen jeweils 23 Chromosomen, in denen die Erbmerkmale der Elterngeneration liegen. Nach der Vereinigung entsteht eine „Zygote“ mit 46 Chromosomen. Man muss kein Biologe sein, um zu erkennen, dass auf diese Weise durch Neukombination der Erbanlagen ein neues Lebewesen entsteht. Die kombinierten Gene der Eltern haben zur Folge, dass die Kinder den Eltern zwar ähnlich sehen, aber keine biologische Kopie darstellen.

Die Vermischung der Gene ist den Züchtern oft ein Dorn im Auge. Man möchte Getreidesorten, Schweine oder Rinder mit ganz bestimmten Eigenschaften erzielen, aber durch die Neukombination der Erbanlagen „mendelt“ manchmal das sprichwörtliche schwarze Schaf aus einer weißen Herde. Dieser Mechanismus erzeugt in der Natur eine biologische Vielfalt, ist bei der Züchtung aber ein Ärgernis. Das Klonen könnte dieses Problem umgehen. 1997 wurde das Klonschaf "Dolly" geboren. Seither wurden mehrere Tierarten geklont, wobei die Misserfolgs- und Krankheitsrate unerwartet hoch war. Die meisten Klone sterben vor Abschluss ihrer Embryonalentwicklung ab, die lebenden Tiere erkranken rasch oder sterben früh. Der Grund liegt unter anderem in der Umgehung eines biologischen Kontrollmechanismus, der nach der Befruchtung abläuft.

Beim Klonen ist die Ablesung von Genen massiv gestört, sodass erhebliche Fehlfunktionen auftreten. Zu diesem Ergebnis kam eine Arbeitsgruppe am Massachusetts Institute of Technology in Boston, welche die Genaktivität von mehr als 10000 Genen bei Mäuseklonen untersucht hat. Dabei zeigte sich bei mehreren hundert Genen ein gestörtes Aktivitätsmuster. Biologen und Mediziner wissen seither, dass das Klonen von Menschen aufgrund dieser hohen Fehlerrate unverantwortlich wäre. Ein geklonter Mensch wäre eine genetische Kopie eines anderen Menschen, allerdings eine kranke, kaputte, verkrüppelte.

Die Hoffnung, mit Hilfe des Klonens einerseits eine weltweite Revolution der Landwirtschaft einzuleiten, und andererseits so etwas wie ein ewiges Leben durch Produktion genetischer Duplikate zu erreichen, wird nicht in Erfüllung gehen. Klonen von Menschen ist keine große Vision sondern die bedenkliche Idee einiger weniger geltungssüchtiger Mediziner.

Das Euthansieschloss
Bio-Ethik im Wandel
Abtreibungspille RU 486
Kleine Organspender
Beginn des Lebens
Einfarbig oder bunt
Science online

© 2003 Rudolf Öller, Bregenz