Das Zitat des englischen Premiers Winston Churchill, wonach er nur 
        den Statistiken traue, die er selbst gefälscht hat, ist allgemein 
        bekannt. Weniger bekannt ist, dass die Fälschung nicht darin liegen 
        muss, dass man Zahlen manipuliert oder falsche Formeln verwendet, sondern 
        schlicht und einfach in der Interpretation. Manchmal genügt ein Wort, 
        um eine statistische Zahl glanzvoll oder erbärmlich erscheinen zu 
        lassen. Das statistische Jahrbuch gibt beispielsweise an, dass im Jahr 
        2003 in Österreich die Sozialausgaben bei 66,86 Milliarden Euro lagen, 
        das Bruttoinlandsprodukt bei 226,97 Milliarden Euro und die Sozialquote 
        somit 29,5 Prozent betrug. Nur wenige Experten wissen, wie diese Zahlen 
        errechnet wurden. Wenn die Regierung sagt, die Sozialquote liege bei stolzen 
        29,5 Prozent, applaudiert das Volk. Die Opposition kann kontern, dass 
        es bei erbärmlichen 29,5 Prozent liege, dann ballt das Volk die Fäuste. 
      
      Ein absurdes Beispiel soll verdeutlichen, was man alles „beweisen“ 
        kann. Das „Prinzip des unzureichenden Grundes“ besagt, dass 
        wir für Annahmen, deren Gewissheit wir nicht beurteilen können, 
        eine „Gleichwahrscheinlichkeit“ von 50:50 anehmen dürfen. 
        So meinte der französische Mathematiker Simeon Denise Poisson, jedem 
        Angeklagten dürfe eine A-priori-Schuld von 50 Prozent unterstellt 
        werden. Wir wenden dieses Prinzip auf die Frage an, ob es im Sternsystem 
        Sirius einen Planeten mit Hunden gibt. Die Wahrscheinlichkeit, dass es 
        irgendwo im Weltall, und somit im Sirius-System, einen Planeten mit Hunden 
        gibt, ist nach dem Prinzip des unzureichenden Grundes ½ (= 0,5). 
        Die Wahrscheinlichkeit, dass es sie nicht gibt, ist ebenfalls ½. 
        Das Gleiche gilt für Pudel, Dackel, Leonberger, Dalmatiner, Eurasier 
        und alle anderen Rassen. Insgesamt nehmen wir das für mindestens 
        hundert Hunderassen an. Nun berechnet man die Wahrscheinlichkeit, dass 
        keine dieser Hunderassen eine Zweitausgabe auf Sirius aufweist: p(H) = 
        (0,5)100 und diese Zahl ist so nahe bei Null, dass sie problemlos null 
        gesetzt werden kann. Diese Hundeunwahrscheinlichkeit p(H) ist also null. 
        Die Wahrscheinlichkeit, dass es diese Hunderassen doch gibt, ist 1 – 
        p(H) und damit 1. Mit anderen Worten: Die Wahrscheinlichkeit, auf Sirius 
        eine Hunderasse zu finden liegt bei 1, ihre Existenz ist damit statistisch 
        bewiesen.
      Mit Statistik kann man, wenn man nur will, alles „beweisen“, 
        indem man Zahlen verwendet, deren Erhebungsmethode nicht nachvollziehbar 
        und somit unbekannt ist. Das Ganze muss nur noch durch einen imposanten 
        mathematischen Fleischwolf gedreht werden. Wer das daraus resultierende 
        Zahlengedröhn für bare Münze nimmt, sollte lieber an des 
        Teufels Großmutter glauben. Das wäre realistischer.