Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 1999

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
(Baruch de Spinoza)


29. März 2024


zurück 1999 vorwärts

BETRUG IN DER WISSENSCHAFT

Zwei Mediziner, darunter ein Gutachter der Deutschen Forschungsgemeinschaft, hatten im letzten Jahr Daten und Veröffentlichungen manipuliert. Der "Fall Herrmann/Brach " erschütterte wieder einmal das Vertrauen in die moderne Wissenschaft. Eine technische Assistentin am Kölner Max-Planck Institut für Züchtungsforschung war zur gleichen Zeit des mehrfachen Betrugs überführt worden. Hier handelte es sich um eine eher verwirrte Laborgehilfin, deren Manipulationen ein ganzes Team von Wissenschaftern vor den Trümmern ihrer Arbeit stehen ließ. Im Falle Herrmann/Brach ging es dagegen eher um berechnende Forscher, die von glühendem Ehrgeiz angetrieben worden waren.

Das Ergebnis war jeweils katastrophal. Eine Unzahl wertloser Publikationen mußte zurückgezogen werden. Peinlicherweise waren die Veröffentlichungen auch von Autoren unterzeichnet worden, die nicht persönlich im Labor gestanden hatten: War vor über einem Jahr ein bekannter Krebsforscher betroffen, so erwischte es letzten Herbst einen preisgekrönten deutschen Pflanzengenetiker.

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft und die Max-Planck-Gesellschaft haben im vergangenen Herbst wegen der Häufung von Betrugsfällen Richtlinien für den Umgang bei "wissenschaftlichem Fehlverhalten" erlassen. Wer seinen Namen unter den Titel einer Publikation setzt, soll auch für den Inhalt geradestehen.

Die Kraft der Naturwissenschaften liegt schließlich in der Überprüfbarkeit von Betrügereien. So konnte auch der berühmteste wissenschaftliche Betrugsfall dieses Jahrhunderts, der "Piltdown-Mensch", aufgedeckt werden. In einer Kiesgrube bei Piltdown in der englischen Grafschaft Sussex hatten der Paläontologe Arthur Smith Woodward und der Amateur-Geologe Charles Dawson 1912 einen halben menschlichen Unterkiefer gefunden. Kurz zuvor war ein versteinerter Schädel entdeckt worden. Woodward war begeistert, denn nach intensiven Studien war er überzeugt, das "missing link", das lang gesuchte Bindeglied zwischen Affen und Menschen gefunden zu haben. Schon nach wenigen Monaten wurde der "Piltdown-Mensch" zum absoluten Star der Wissenschaft.

Das Alter des Fossils wurde anhand der umgebenden geologischen Schicht auf rund 200000 Jahre geschätzt. Erst 1953 überprüfte der Anatom Josef Weiner die Sache näher und stellte fest, daß die fossilen Fundstücke durch Färbung und chemische Behandlung gefälscht worden waren. Der Piltdown-Mensch war nichts als ein schnöder Betrug gewesen. Unter Betrugsverdacht steht auch der Arzt, Spiritist und Sherlock Holmes-Autor Arthur Conan Doyle, der nur 15 km vom Fundort wohnte und auf die Wissenschaften schlecht zu sprechen war. In seinem 1912 erschienen Buch "Lost World" erwähnte er, daß "alte Knochen genauso leicht zu fälschen wären wie ein Foto."

Blendwerk und Blamage
Geschwätzigkeit
Der Todeshund
Kauderwelsch
Alles ist möglich
Fehlinformationen
Gesponserte Falschmeldungen
Lügen mit Statistik
Geschönte Berichte
Der Piltdown-Mensch
Bild der Wissenschaft

© 1999 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Werner von Siemens
(1816-1892)
war eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit, der es mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips möglich machte, Unmengen an elektrischer Energie zu erzeugen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch