Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2000

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
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19. April 2024


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THEORIEN UND DOGMEN (1)

Neue wissenschaftliche Erkenntnisse werden manchmal mit dem Begleitkommentar "wissenschaftliches Dogma wurde gestürzt" verkündet. In dieser kurzen Aussage befinden sich gleich zwei Fehler.

Erstens gab es nie wissenschaftliche Dogmen, und zweitens wurden wissenschaftliche Erkenntnisse in der Geschichte nur selten umgestoßen. Ein Dogma ist ein Glaubenssatz, der nicht hinterfragbar ist. In der altgriechischen Sprache bedeutet "Dogma" so viel wie Lehrsatz oder Verordnung. Die neugriechische Sprache ist direkter, "dogmatikos" bedeutet hier "engstirnig", "unkritisch" oder "verbohrt".

Wissenschaften arbeiten mit Theorien. Sie sind Erklärungen und Anschauungen, die man aus der Erfahrung gewinnt. Eine Wissenschaft kann eine Wahrheit bestenfalls näherungsweise beschreiben, denn eine Theorie ist nie vollständig. Einige Denkmodelle erwiesen sich bisher als falsch, wie etwa die Behauptung, die Erde sei flach und liege im Zentrum des Universums. Die meisten Theorien in den Wissenschaften wurden jedoch nicht umgestoßen sondern erweitert. Manchmal wird der Eindruck erweckt, dass alle paar Monate alte wissenschaftliche Theorien weggekippt werden, weil alles Neue richtig, das Alte jedoch falsch sei, doch das ist Unsinn.

Der Grieche Archimedes fasste 100 v. Chr. die Prinzipien der Statik und Hydrostatik (Verhalten von Flüssigkeiten) zusammen. Diese Prinzipien sind heute genauso gültig wie vor über 2000 Jahren. Zu Beginn des 17. Jahrhunderts dehnte der Italiener Galileo Galilei dieses Wissen aus, indem er fallende und rollende Objekte beobachtete. Galileis Theorien hatten die Ideen des Archimedes nicht widerlegt sondern verbessert. Isaac Newton ging gegen Ende des 17. Jahrhunderts noch weiter, als er die moderne Physik begründete. Die Newtonsche Revolution stellte Galileis und Archimedes’ Leistungen nicht in Frage, sondern erweiterte abermals unseren Blick. Später kamen die Elektrizität (Faraday), die Strahlen (Maxwell), die Relativitätstheorie (Einstein) und die Quantenphysik (Planck, Bohr, Schrödinger u.a.) dazu. Die Quantenphysik und die Relativitätstheorie waren jeweils wissenschaftliche Sensationen, aber sie brachten nichts, was die Lehren der großen Männer Archimedes, Galilei, Newton oder Faraday liquidiert hätte.

Morgen schon wird man neue Erkenntnisse gewinnen. Sie werden von den alten Theorien wenig ausmerzen, diese aber erweitern und unser Wissen vergrößern. Aus diesem Grunde haben endgültige Dogmen in den Wissenschaften keinen Platz. Wegen (meist religiöser) Dogmen wurden übrigens grausame Kriege geführt. Wissenschaftliche Theorien waren oft ein Anlassfall für Kontroversen, niemals aber für Kriege.

Die wöchentliche Widerlegung
N-Strahlen
Mörderbestien
1 Dollar-Patente
Wissenschaft mit Narrenkappe
Im Zeichen des Steibocks
Der Raumquentenmotor
Para, Pseudo, Prellerei
Theorien und Dogmen
Techno-Mythen
Intellektuelle Antimaterie
Der gescheiterte Papst
nature

© 2000 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Guglielmo Marconi
(1974-1937)
hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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Interview zum Buch