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Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte; aber der Gerechte fordert sie für alle, der Ungerechte nur für sich allein.
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19. März 2024


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NICOLAS LEBLANC


Das Wachstum der Industriegesellschaften brachte es mit sich, dass sich die Menschen mit wichtigen Rohstoffen nicht mehr ausschließlich aus der Natur versorgen konnten. Es war im Laufe der letzten Jahrhunderte nach und nach notwendig geworden, wichtige Chemikalien künstlich herzustellen.

Einer dieser begehrten Stoffe war und ist Soda als Rohmaterial für Seifen. Seifen sind Natrium- oder Kaliumsalze der höheren Fettsäuren. Aufgrund der speziellen Bauweise der Moleküle sind Seifen nicht nur wasser- sondern auch fettlöslich. Damit sind sie ein ideales Reinigungsmittel. Vor über 4 Jahrtausenden war es in Babylonien bereits gelungen, Seifen herzustellen. Ein bestimmte Menge Öl wurde mit der fünffachen Menge Pottasche vermischt und verkocht. Pottasche entsteht durch Auswaschungen von Pflanzenasche. Dadurch entsteht eine Lauge namens Kaliumcarbonat. An die Pottasche erinnert heute noch der englische Ausdruck „Potassium“ für das Element Kalium. Seifen konnte man auch in Ägypten erzeugen, indem man tierische Fette oder pflanzliche Öle mit Soda vermischte und kochte. Das natriumhaltige Soda wurde damals aus getrockneten Salzseen gewonnen. Auch hier hat sich der alte Ausdruck erhalten: Das chemische Element Natrium heißt im Englischen heute noch „Sodium“.

Seifen galten im Altertum als Heilmittel, weil der Mangel an Hygiene zu Hautkrankheiten und Parasitenbefall führte. Diese Unannehmlichkeiten ließen sich durch den Gebrauch von Seife großteils beseitigen. Im 7. Jahrhundert brachten die Araber die Technik des Seifenkochens nach Europa. Diese Kunst wurde in Frankreich durch Zugabe pflanzlicher Duftstoffe verfeinert. Rasch wurden die Seifen zu unverzichtbaren Dingen des Alltags.

Als die Textilindustrie die Produktion größerer Mengen an Bekleidung ermöglichte, stieg auch der Bedarf an Seife an. Der erste, der den dazu benötigten Rohstoff Soda in großer Menge herstellen konnte, war der Franzose Nicolas Leblanc (1742-1806). Natriumchlorid (Kochsalz) wird mit heißer Schwefelsäure behandelt, dabei entweicht giftiges Chlorwasserstoffgas, und Natriumsulfat bleibt als "Salzkuchen" zurück. Dieser Salzkuchen wird mit Kalk und Kohle gemischt und gebrannt. Die verbleibende Asche enthält das begehrte natriumhaltige Soda.

Leblanc wurde vom Staat schwer betrogen. Sein Patent wurde eingezogen, seine Fabrik von der französischen Nationalversammlung beschlagnahmt. Er bekam die Fabrik zwar später durch Napoleon zurück, fand aber keine Geldgeber mehr um sie wieder in Betrieb zu nehmen. Der Arzt, Chemiker und Fabrikant Nicolas Leblanc nahm sich daraufhin vor 200 Jahren am 16. Jänner 1806 voll Verzweiflung das Leben.




© 2006 Rudolf Öller, Bregenz


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