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19. März 2024


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UMWELTGIFT DIOXIN

Das Gift "Dioxin", von dem in den letzten Wochen im Zusammenhang mit Nahrungsmittelvergiftungen regelmäßig die Rede war, ist eine Stoffgruppe. Zu den Dioxinen zählen eine ganze Reihe von Substanzen, die von unterschiedlicher Giftigkeit sind. Die Dioxine werden als so wichtig erachtet, daß es sogar einen eigenen Kongreß dazu gibt. Unter der Kurzbezeichnung "Dioxin '99" findet von 12. bis 17. September 1999 in Venedig das "19. internationale Symposium über halogenierte organische Umweltgifte" statt.

Dioxin ist der Sammelname für eine Klasse chemischer Verbindungen: Zwei Sauerstoffatome verbinden dabei zwei sogenannte Benzolringe. Wenn an den Benzolringen Chloratome angehängt werden, spricht man von chlorierten Dioxinen. Das bekannteste und berüchtigste Dioxin ist das 2,3,7,8-Tetrachlordibenzo-p-dioxin, kurz TCDD genannt. TCDD wurde 1957 als Verunreinigung der Substanz 2,4,5-T ("Trichlorphenoxyessigsäure" - ein Unkrautvernichtungsmittel) zufällig entdeckt, als in Deutschland bei Chemie-Arbeitern ein häßlicher akneähnlicher Hautausschlag auftrat, den man heute "Chlor-Akne" nennt.

Jahre später - offenbar nach den leidvollen Erfahrungen mit dem Insektengift DDT - wurde man in den USA auf den offenbar unterschätzten Giftcocktail 2,4,5-T und TCDD aufmerksam. 1970 brachte eine parlamantarische Anhörung mit dem Thema "Wirkung von 2,4,5-T auf Mensch und Umwelt" eine wahrscheinliche Gefährdung von Mensch und Umwelt ins öffentliche Bewußtsein. Im Rahmen dieser Anhörung wurde klar, daß es sich bei dem in nur winzigen Konzentrationen auftretenden Begleitgift TCDD offenbar um eine äußerst gefährliche Substanz handeln müsse.

In den letzten Jahrzehnten kamen viele Menschen ungewollt mit Dioxinen in Kontakt. Im Vietnamkrieg wurde das dioxinverseuchte Entlaubungsmittel "Agent Orange" eingesetzt, in amerikanischen Städten stellten sich Straßenbeläge als dioxinverseucht heraus, und 1976 explodierte in der norditalienischen Stadt Seveso ein chemischer Werksreaktor der Firma ICMESA. Bei letzterem Unfall wurden so große Mengen an TCDD frei, daß man seither im Zusammenhang mit Dioxin auch vom "Seveso-Gift" spricht.

TCDD erwies sich bei Tierversuchen, die großteils in den Siebzigerjahren durchgeführt wurden, als äußerst giftige Chemikalie. Bei Meerschweinchen lag die LD-50 Dosis (die Menge, bei der die Hälfte der Versuchstiere stirbt) bei einem halben millionstel Gramm pro Kilogramm Körpergewicht. Bei Menschen beobachtete man nach Dioxin-Unfällen die erwähnte Chlor-Akne, Störungen der Verdauung, Störungen des Nervensystems, Muskel- und Gelenksschmerzen aller Art. Langzeitversuche sind nur bei Tieren möglich. Hier traten meist ein Rückgang der Fruchtbarkeit durch Absterben der Embryonen, verschiedene Mißbildungen sowie diverse Krebserkrankungen auf.

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© 1999 Rudolf Öller, Bregenz


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