Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2018

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


zurück Übersicht weiter

PERFEKTE VERBRECHEN


Stellen Sie sich vor, Sie kommen zufällig an der Wohnung eines ehemaligen Bekannten vorbei, der vor Jahren eine Affäre mit Ihrer Frau (oder Freundin) hatte. Spontan beschließen Sie einen Besuch. Die alte Geschichte ist schließlich vergangen und verziehen. Nach einigen Minuten kochen böse Gefühle hoch, es kommt zu Wortgefechten und plötzlich liegt Ihr Widersacher tot vor Ihnen.

 Diese Geschichte erzählten Psychologen der Universität Mainz ihren Versuchspersonen. Gleichzeitig stellten sie das Geschehen mit kleinen Figuren in einem Puppenhaus nach. Die Aufgabe für die Probanden lautete, die Tat zu vertuschen und alle Spuren zu verwischen beziehungsweise falsche Spuren zu legen. Danach überprüften die Wissenschaftler, wie viele der Spuren des Geschehens, darunter Tatwaffe, Kaffeetasse, Fingerabdrücke und andere Details die Versuchspersonen erfolgreich beseitigt hatten.

Das Forscherteam wollte in verschiedenen Versuchsanordnungen herausfinden, ob Fans von Krimiserien ein Verbrechen besser vertuschen können als andere. Die Hypothese wird unter dem Begriff "CSI-Effekt" diskutiert. Eine Versuchsperson sollte beispielsweise einen Laptop aus einem Büro stehlen und dabei möglichst keine Spuren hinterlassen, indem sie beispielsweise eine Kamera austricksen musste. Es sollte auch ein Tatort und ein Mordopfer (diesmal mit einer lebensgroßen Puppe) gesäubert werden. Die Psychologen berichteten der Fachzeitschrift "International Journal of Law, Crime and Justice", dass die Krimikonsumenten nicht besser abschnitten als die Kontrollgruppe. Die Krimiexperten reinigten zwar den Tatort besonders gründlich, ansonsten unterliefen ihnen viele Fehler.

Die Psychologen staunten, als sie die Vorgehensweise der "Mörder" genauer unter die Lupe nahmen. Junge Männer mit hohem Bildungsgrad waren beim Verheimlichen eines Verbrechens erfolgreicher. Von diesen wiederum hatten Ingenieure und Techniker die höchste Erfolgsquote vorzuweisen, obwohl sie über keine kriminalistische Ausbildung verfügten.

Die Erkenntnisse sind nicht überraschend. Kriminelle beziehen ihr Wissen nicht aus Fernsehserien, sondern von Kollegen im Gefängnis. Häftlinge sind bessere Lehrer als "CSI" und "Tatort". Unter den Braven, die nicht in Gefängnissen ausgebildet wurden, sind Techniker die Profis. Die Ausbildung von Ingenieuren, Technikern und praxisnahen Naturwissenschaftlern, wie etwa Chemiker, Physiker usw., verlangt klares Denken und richtiges Abschätzen zeitlicher und räumlicher Abläufe. Wer also ein perfektes Verbrechen plant, sollte Krimi"experten" vergessen, stattdessen einen Knastbruder oder Techniker engagieren.




© 2018 Rudolf Öller, Bregenz



Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Guglielmo Marconi
(1974-1937)
hat mit seiner drahtlosen Nachrichtenübermittlung dafür gesorgt, dass wir uns heute vom Nachrichtenschrott in Radio und TV belästigt fühlen dürfen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch