Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2003

Frei bist du, wo man dich nicht liebt.
(Elias Canetti)


18. April 2024


zurück Übersicht weiter

TEURE FORSCHUNG?

„Ich bin der Sache, die hier Wissenschaft genannt wird, müde. … Wir haben bereits Millionen Dollar in den letzten Jahren dafür aufgewendet, und es wird Zeit, dass dies ein Ende nimmt“. Die Worte des US-Senators Simon Cameron aus dem Jahr 1901 sind so naiv, dass sie uns zum Schmunzeln bringen. Heute sind wir den modernen Wissenschaften gegenüber aufgeschlossen und erkennen ihre Bedeutung. Ist das aber wirklich der Fall?

Im Nachrichtenmagazin „DER SPIEGEL“ erschienen kürzlich Leserbriefe, in denen die Marsmissionen der Europäer und der Amerikaner kritisiert wurden. Warum, so hieß es unter anderem, verpulvern wir Geld für die Marsforschung? Die Mittel solle man besser für humanitäre Hilfe ausgeben.

Um den Irrtum aufzuzeigen, der bereits in der Fragestellung liegt, seien drei historische Beispiele erwähnt.

Als James Prescott Joule und sein Freund William Thomson (der spätere Lord Kelvin) Mitte des 19. Jahrhunderts Gase durch Röhren und Düsen pressten und diese Gase abwechselnden Druckverhältnissen aussetzten, hätte ein unbedarfter Bürger dies für eine Narretei und eine Verschwendung von Zeit und Geld gehalten. Am Ende entdeckten die beiden Männer aber ein Naturgesetz, das heute Joule-Thomson-Effekt oder einfach Drosseleffekt genannt wird. Diese Entdeckung war der Beginn der Tieftemperaturphysik, der wir unsere Kühlschränke und Tiefkühltruhen und somit die Haltbarkeit der Lebensmittel verdanken. Als Wilhelm Konrad Röntgen 1895 seine Hochspannungsversuche mit Kathodenstrahlröhren machte, hätte ein Biedermann abermals den Kopf geschüttelt und nach dem Nutzen dieser Experimente gefragt. Der Nutzen sollte sich schließlich unerwartet durch die Entdeckung der Röntgenstrahlen einstellen. Nachdem Max Planck lange Zeit versucht hatte, für das Strahlungsverhalten eines so genannten schwarzen Körpers eine Formel zu finden, stellte er 1900 eine Theorie vor, deren Bedeutung niemand sah, am allerwenigsten Planck selber. Trotzdem hatte er das erfolgreichste Theoriengebäude aller Zeiten, die Quantenphysik, begründet.

Die genannten Beispiele stehen für unzählige andere und zeigen die Bedeutung der Grundlagenforschung, die, auch wenn sie teuer und anscheinend nutzlos ist, nie nach einem Zweck fragt. Die Kosten der Grundlagenforschung in Frage zu stellen, ist engstirnig. Die Politik in den Technologienationen hat längst verstanden, welch enorme Bedeutung - auch im volkswirtschaftlichen und humanitären Sinne - die Grundlagenforschung hat. Eine eventuelle Fragwürdigkeit ergibt sich nicht aus der Forschung selbst sondern liegt in den zweifelhaften Anwendungen, wie etwa in der Atombombe, in Nervengasen oder in umweltfeindlichen Technologien.

Beam me up, Scotty
Quantensprünge
Quantentheorie
Lange Schatten
Science online

© 2003 Rudolf Öller, Bregenz


Frontpage Übersicht Sitemap Joker Kontakt und Videos
1996 1997 1998 1999 2000
2001 2002 2003 2004 2005
2006 2007 2008 2009 2010
2011 2012 2013 2014 2015
2016 2017 2018 2019 2020
2021 2022 2023 2024

Helden der Wissenschaft:
Robert Andrews Millikan
(1868-1953)
hatte die scheinbar verrückte Idee, Öltröpfchen in einem elektrischen Feld schweben zu lassen und vermaß damit erstmals die elektrische Elementarladung.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch