Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2003

Es gibt keinen Menschen, der nicht die Freiheit liebte; aber der Gerechte fordert sie für alle, der Ungerechte nur für sich allein.
(Ludwig Börne)


19. März 2024


zurück Übersicht weiter

WIEDER KEINE SENSATION!

Naturkonstante sind Zahlen, die sich anscheinend nie verändern. Die Lichtgeschwindigkeit hat einen bestimmten Wert, genauso wie das „Plancksche Wirkungsquantum“. Wo immer man diese Naturkonstanten misst, man bekommt immer die gleichen Resultate.

Forscher von der University of New South Wales in Sydney, die Lichtspektren von Quasaren am Rande des Universums untersuchten, glaubten vor einiger Zeit in ihren Messwerten einen Hinweis darauf zu sehen, dass eine wenig bekannte Naturkonstante eventuell doch veränderlich sein könnte. Die mit dem griechischen Buchstaben „Alpha“ abgekürzte Feinstrukturkonstante ist ein Fundament der Physik und ein Maß für die Wirkung zwischen Energiequanten und Elektronen in den Atomen. Wenn sich durch unabhängige Messungen bestätigen ließe, dass Alpha sich tatsächlich veränderte, so wäre dies entweder eine physikalische Sensation oder eine Katastrophe -je nach Sichtweise. Viele der bisher getroffenen Annahmen über das Universum wären dann unhaltbar und müssten neu überdacht werden.

Alpha ist ein Symbol für die Stabilität der gesamten Materie. Würde sich diese Konstante nur um wenig mehr als 1% ändern, dann könnte beispielsweise das Element Kohlenstoff nur noch in winzigen Mengen vorkommen. Kohlenstoff ist aber das zentrale Element unseres Lebens. Durch seine Eigenschaft, lange Ketten- oder Ringmoleküle zu bilden, kommen all die Formen zustande, die wir in der Chemie und Biologie als organische Stoffe kennen. Wäre Kohlenstoff spärlich vorhanden, so hätte Leben auf unserem Planeten nie entstehen können.

Sollte Alpha veränderlich sein, was nicht bewiesen werden konnte, dann müsste sich eine weitere Konstante verändert haben. Einige Wissenschaftler entschieden sich im Zweifel für eine Verringerung der Lichtgeschwindigkeit. In diesem Fall wäre aber Einsteins Relativitätstheorie fehlerhaft. Das Problem ist nur: Einsteins Relativitätstheorie bewährt sich in der Technik seit Jahrzehnten. Das Satellitennavigationssystem GPS oder die gesamte Hochenergiephysik funktionieren auf Basis der Relativitätstheorie.

Muss die Wissenschaft, insbesondere die Physik, also neu geschrieben werden, wie Sensationshungrige regelmäßig erhoffen? Nein, keineswegs! Die alljährlich auftauchenden Verkündigungen, dass eine neue Entdeckung alles Bisherige in Frage gestellt hätte, sind belangloses Gerede. Alle großen Theorien, wie die Quantenphysik oder die Relativitätstheorie, wurden in der Praxis so oft bestätigt, dass sie durch neue Theorien nicht ersetzt, sondern höchstens nachgebessert werden können. Sensationen sind meist das Resultat von Schlagzeilen. In den Wissenschaften sind sie seltener, als man glaubt.

Das schöpferische Teilchen
Milliarden Elektronenvolt
Das Nichts
Im Teilchenzoo
Ludwig Boltzmann
Techno-Mythen
Intellektuelle Antimaterie
299792458
Bild der Wissenschaft

© 2003 Rudolf Öller, Bregenz