Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2011

Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


20. April 2024


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DER HERR DER WÖLFE


Wir saßen nebeneinander im Hörsaal des Instituts für Zoologie in Salzburg und teilten unsere Begeisterung für die Naturwissenschaften im Allgemeinen und die Biologie im Besonderen. Wir schlossen beide unser erstes Studium ab, er als Diplombiologe, ich mit der Lehramtsprüfung. Danach gingen wir getrennte Wege, blieben aber über all die Jahre in Kontakt. Er blieb zunächst bei den Zoologen in Salzburg, später ging er in die USA. Mich zog es nach Deutschland.

„Kurtl“, wie ich ihn heute noch nenne, verfasste wissenschaftliche Artikel über die Evolution der Fische und zur Funktion von Sinnes- und Nervensystemen, wobei er die Lehre seines Vorbilds Konrad Lorenz nie aus den Augen verlor. Lorenz, einer der Väter der vergleichenden Verhaltensforschung, hatte 1973 den Nobelpreis für die Erweiterung der Evolutionstheorie durch die biologischen Grundlagen unseres Verhaltens erhalten. Konrad Lorenz, der damals noch Vorlesungen in Salzburg hielt, hatte uns nachhaltig geprägt. Als bekannt wurde, dass unser Lehrmeister ein nationalsozialistischer Mitläufer war, glaubten einige Widersacher, die vergleichende Verhaltensforschung im Ganzen diskreditieren zu können, was aber glücklicherweise nicht gelang.

Nach dem Tod von Konrad Lorenz ereilte Kurt Kotrschal in Colorado der Ruf zurück nach Österreich. Er übernahm 1990 die Leitung der Konrad Lorenz-Forschungsstelle im oberösterreichischen Almtal. In Jahren der Arbeit mit Graugänsen, Raben und Wölfen gelang es Kurt, die Lorenzsche Lehre von Fehlern zu säubern und der Verhaltensforschung ein starkes Fundament zu geben. Kurt beschäftigt sich nicht nur mit allgemeiner Verhaltensforschung, sondern auch mit der Tier-Mensch-Beziehung, den evolutionären Grundlagen unseres Verhaltens und den Einflüssen von Hormonen auf das Verhalten von Tieren und Menschen. Mit Hilfe neuer Methoden gelang es ihm, tief in die Psyche der Tiere einzudringen. 2008 gründete Kurt mit Hilfe von Sponsoren in Grünau das Wolf Science Center, das später nach Ernstbrunn in Niederösterreich übersiedelte. In diesem Forschungsinstitut arbeiten mehrere Biologen an der Frage, wie sich Hunde - immerhin das älteste Haustier des Menschen - von ihrem wölfischen Urahn unterscheiden, und welche Zuchtstrategien vom Wolf zum Hund führten.

Univ. Prof. Dr. Kurt Kotrschal zählt heute nicht nur zu den besten Verhaltensforschern der Welt, er ist auch ein hervorragender Kommunikator. Er arbeitete an wissenschaftlichen TV-Serien mit, und er schreibt regelmäßig für Tageszeitungen und Magazine. Am 10. Jänner 2011 wurde er vom „Club der Bildungs- und Wissenschaftsjournalisten Österreichs“ zu Recht zum Wissenschaftler des Jahres 2010 gewählt.




© 2011 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Trofim Denissowitsch Lyssenko
1898-1976)
darf als Beispiel dafür dienen, dass es auch unter den Wissenschaftlern Verrückte, Intriganten und Unterstützer von Massenmördern (Stalin) gab und gibt.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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Interview zum Buch