Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

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Die glücklichen Sklaven sind die erbittertsten Feinde der Freiheit.
(Marie von Ebner-Eschenbach)


20. April 2024


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KONRAD LORENZ (1903-1989)

Vielen jungen Menschen ist der österreichische Arzt, Biologe, Naturschützer, Buchautor und Nobelpreisträger Konrad Lorenz kein Begriff mehr. Es zeugt bereits von einer gewissen Allgemeinbildung, wenn man ihn mit Graugänsen in Verbindung bringen kann. Den älteren Österreichern ist Konrad Lorenz als weißhaariger Herr in Erinnerung, der sich mit dem Verhalten von Gänsen und Raben beschäftigte und für die Erhaltung der Auwälder an der Donau im Osten Österreichs kämpfte. Bei den wissenschaftlich arbeitenden Biologen hat Lorenz einen anderen Stellenwert. Dort gilt er zu Recht als einer der Giganten der Wissenschaft, der in einem Atemzug mit Charles Darwin genannt werden muss.

Die Verdienste von Konrad Lorenz liegen in der vergleichenden Verhaltensforschung. Gemeinsam mit Niko Tinbergen erarbeitete Lorenz in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts die Grundlagen zur Erforschung des Verhaltens und der Evolution der Tiere und des Menschen. Das Konzept des deutschen Philosophen Immanuel Kant, wonach in unserer Wahrnehmung bereits von Geburt an fertigte Strukturen vorliegen, spielte bei Lorenz’ Theorie eine entscheidende Rolle. Kant bezeichnete das als „a priori“. A priori (lateinisch: was zuvor kommt) nennt man etwas, das unabhängig von der Sinneserfahrung existiert. Im logischen Sinne ist etwas a priori, wenn seine Gültigkeit ohne Rückgriff auf die Sinneserfahrung bewiesen werden kann. Im biologischen Sinne ist etwas a priori, wenn es aus etwas anderem als der sinnlichen Erfahrung stammt. Instinkte sind in diesem Sinne a priori.

Lorenz zeigte schlüssig, dass angepasste Verhaltensweisen in der Stammesgeschichte des Lebens nicht a priori (vorher) da waren sondern a posteriori (nach und nach) entstanden sind. Er erweiterte damit Darwins Evolutionstheorie um angeborene Verhaltensweisen. Lorenz’ Konzepte zur stammesgeschichtlichen Entstehung von Körperbau und Verhalten sind inzwischen geistiges Allgemeingut in der Biologie.

Konrad Lorenz war während der Zeit des Nationalsozialismus Mitglied der NSDAP. Der Humanist und Moralist Konrad Lorenz war zumindest anfangs ein überzeugtes Mitglied der Nazipartei. Sein geringfügiger Stellenwert bei den Machthabern lassen ihn aber heute als einen der vielen Mitläufer erscheinen. Ein "Vordenker des NS-Regimes", wie einmal behauptet wurde, war Lorenz ganz sicher nicht. Leider war auch der große Lorenz, so wie viele kongeniale Wissenschaftler seiner Zeit, vor diversen Fehlschlüssen nicht gefeit. So pflegte er das Vorurteil, dass der "ethisch-moralische Verfall" der Gesellschaft eine Folge der "Selbstdomestikation" des Zivilisationsmenschen sei.

Konrad Zacharias Lorenz, der „Einstein der Biologie“, wie er auch genannt wurde, wäre am 7. November 100 Jahre alt geworden.

Adrian Monk
Konrad Lorenz (1999)
Miserere nobis
Rabe, Waldrapp und Graugans

© 2003 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Trofim Denissowitsch Lyssenko
1898-1976)
darf als Beispiel dafür dienen, dass es auch unter den Wissenschaftlern Verrückte, Intriganten und Unterstützer von Massenmördern (Stalin) gab und gibt.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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