Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2009

Viele denken, sie sind frei, weil sie machen können, was sie wollen, und merken doch nicht, dass sie ihre Diktatur in sich tragen.
(Ernesto Cardenal)


26. April 2024


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PAUL DIRAC


Paul Adrien Maurice Dirac wurde 1902 in Bristol (Großbritannien) geboren. Sein Vater war Schweizer, seine Mutter Engländerin. Paul Dirac erlebte durch den überstrengen Vater eine harte Kindheit. Er studierte zunächst Elektrotechnik, später Mathematik und gelangte schließlich zur Quantenphysik.

In Cambridge lernte Dirac die Atomtheorie von Niels Bohr kennen, worauf er einige theoretische Abhandlungen darüber verfasste. Später widmete er sich den Publikationen des deutschen Physikers Werner Heisenberg. Dirac vertiefte sich so intensiv in die bedeutendsten Arbeiten der Quantenphysik, dass er wichtige Verallgemeinerungen entdeckte. In den Zwanzigerjahren des 20. Jahrhunderts wusste niemand, wie man sich die Entstehung von Molekülen erklären konnte. Diracs Elektronentheorie lieferte entscheidende Hinweise zur Lösung dieser Frage. Seine Theorie führte auch zum Hinweis, dass es neben dem Elektron ein positiv geladenes Antiteilchen geben müsse, was 1932 bestätigt wurde, als der Amerikaner Carl Anderson das Positron entdeckte. Damit gilt Dirac als erster Physiker, der die Existenz von Antimaterie vorhersagte. 1933 teilte sich Dirac den Physiknobelpreis mit dem Österreicher Erwin Schrödinger. Dirac, der den gleichen Lehrstuhl in Cambridge innehatte, wie vor ihm Isaac Newton und nach ihm Stephen Hawking, war in vielfacher Hinsicht richtungweisend. Er schuf den Begriff des „Bosons“, erfand und formulierte Definitionen, die heute in der Hochenergiephysik verwendet werden und schrieb erste Abhandlungen über eine Quantenphysik der Schwerkraft.

Dirac war alles andere als redselig. Wenn man ihn etwas fragte, gab er die kürzestmögliche Antwort. Ein Journalist fragte einmal, ob man den Gegenstand seiner quantenphysikalischen Forschungen in wenigen Worten erklären könne. Dirac antwortete nur mit „nein“. Die Frage, ob er ins Kino gehe, beantwortete er einmal mit „ja“. Die nachfolgende Frage „wann?“ quittierte er mit „1920, vielleicht wieder 1930“. Nach einer Vorlesung pflegte Dirac zu verkünden: „Noch Fragen?“ Ein Student sagte einmal, dass er den Zusammenhang zwischen zwei Gleichungen nicht verstanden habe. Darauf Dirac: „Das war keine Frage, sondern eine Feststellung.“

Der große Physiker Carl Friedrich von Weizsäcker zitierte anlässlich Diracs Tod Goethe: „Bilde, Künstler, rede nicht!“ Wissenschaft, meinte von Weizsäcker sinngemäß, ist eine Kunstform, und Kunst redet nicht lange herum, sie führt vor. In diesem Sinne war Dirac ein wortkarger Künstler der Wissenschaft. Der große Schweiger Paul Dirac starb vor 25 Jahren, am 20. Oktober 1984 in Tallahassee (Florida).




© 2009 Rudolf Öller, Bregenz


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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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