Welt der Naturwissenschaften
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18. April 2024


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VERNUNFT UND UNVERNUNFT (1)


Schenkt man den Fachleuten Glauben, dann rast die Menschheit mit ihrem irrationalen Energiehunger, ihrer Naturvernichtung, ihrem Mobilitäts- und Kommunikati-onswahn direkt ins Klimaverderben. Die Frage, woher diese Unvernunft kommt, führt in die Philosophie und Biologie.

Die Vernunft gehört zu den Lieblingsbegriffen der Philosophen. Einer der ganz großen Denker – Immanuel Kant (1724 – 1804) - hat dieser Eigenschaft sein Hauptwerk gewidmet: Das Buch „Kritik der reinen Vernunft“ erschien erstmals 1781. Zunächst gab es verhaltene Reaktionen. Kritiker nannten das Werk unverständlich, aber das war man gewohnt, denn Philosophen pflegen gerne einfache Dinge hinter Wortwolken zu verstecken. Die „reine“ Vernunft umfasst laut Kant die Fähigkeit des logischen Denkens, ohne auf Erfahrung zurückgreifen zu müssen. Hier rührt Kant am innersten Punkt der menschlichen Seele, und hier beginnt er eine Idee zu verfolgen, die der österreichische Nobelpreisträger Konrad Lorenz (1903 – 1989) später zu Ende denken sollte: Es geht um das „a priori“. Kant hatte sich die Frage gestellt, ob es in unserem Bewusstsein Erkenntnisse gibt, die wir nicht aus Erfahrung wissen, sondern die bereits von Beginn an existieren.

Der österreichische Arzt und Verhaltensforscher Konrad Lorenz, den das Nachrichtenmagazin Spiegel als den „Einstein der Tierseele“ bezeichnet hatte, erhielt 1973 den Nobelpreis gemeinsam mit dem Österreicher Karl von Frisch und dem Niederländer Nikolaas Tinbergen für „die Entdeckungen betreffend den Aufbau und die Auslösung von individuellen und sozialen Verhaltensmustern“. Was hier sehr akademisch klingt, bedeutet im Klartext nichts anderes als die Ausweitung der Evolutionstheorie auf das, was man gemeinhin die menschliche Erkenntnisfähigkeit nennt. Einige von Lorenz’ Ideen waren in den letzten beiden Jahrzehnten von Zoologen korrigiert worden, der Kern der vergleichenden Verhaltensforschung blieb jedoch bestehen und wurde mehrfach bestätigt. Der österreichische Arzt Sigmund Freud (1856 – 1939) hatte erkannt, dass wir Menschen nicht die Herren über unser eigenes Oberstübchen sind. Konrad Lorenz hatte – ergänzend dazu - die biologischen Grundlagen unserer geistigen Unvollkommenheit entdeckt.

Lorenz hat in seinem 1973 erschienenen Buch „Die acht Todsünden der zivilisierten Menschheit“ auf die größten Fehler unserer Gesellschaft hingewiesen. Der Grund, warum wir diese Botschaft zwar hören, den Kopf aber in den Sand stecken, liegt in unserer beschränkten Vernunft. Die folgende Scheinwerfer-Miniserie über die menschliche Unvernunft passt zum Faschingskehraus: „Carne vale!“ Lebe wohl, Ver-gnügen! Die Party ist vorüber.




© 2007 Rudolf Öller, Bregenz


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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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