Welt der Naturwissenschaften

Eine Sammlung schräger Witze

16. April 2024

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50+


Wir Alten haben es tatsächlich geschafft.
Kaum zu glauben, aber es ist so.
Ob es die Jungen schaffen, ist eine andere Frage.

Wenn man den Meldungen und Geboten, die uns die Medien und Gesetzgeber tagtäglich vorbeten und verbieten, für bare Münze nähme, müssten wir alle, die in den Fünfzigern bis Anfang der Achtziger aufgewachsen sind, im Gefängnis sitzen oder tot sein.

Unsere Kinderbetten waren mit bleihaltigen Farben bemalt und Formaldehyd sickerte aus jeder Pore. Ganz zu schweigen vom Tapetenleim, dem Kleber des Linoleums oder den Dämpfen des Stragula. Wasserfeste Filzstifte hatten Ausdünstungen die benebelten, und wer erinnert sich noch an den leicht salzigen Geschmack des abzuleckenden Tintenkillers?

Steckdosen, Medizinflaschen, Schranktüren und Schubladen waren noch nicht kindersicher. Messer, Schere, Gabel und Licht wurden uns zwar verboten, aber meistens mussten wir uns erst einmal daran verletzten um es zu glauben. Unsere Fahrräder, Roller und Rollschuhe fuhren wir ohne Schützer und Helme. Die Risiken, per Anhalter in den nächsten Ort zu fahren, waren uns unbekannt!

Wasser haben wir direkt aus dem Gartenschlauch getrunken und nicht aus einer Flasche. Grauenhaft!

Wir aßen fettige Schmalznudeln und frischgebackenes Brot mit Butter darauf, dazu gab es überzuckerte Limonaden oder künstlich gefärbtes Tri Top. Fett geworden sind wir nie, weil wir immer draußen waren. Wir haben zu fünft aus einer Limoflasche getrunken und niemand ist daran gestorben.

Wir haben stunden- und tagelang an Seifenkisten oder ähnlichen Gefährten geschraubt, die wir aus rostigem Schrott und splitterigem Holz konstruiert hatten. Dann sind wir den Hügel damit runtergebrettert nur um festzustellen, dass wir die Bremsen vergessen hatten. Nachdem wir ein paar Mal in der Böschung gelandet waren, haben wir gelernt auch dieses Problem zu lösen. Wir gingen in der Früh raus und haben den ganzen Tag gespielt, höchstens unterbrochen von Essenspausen und kamen erst wieder rein, als es dunkel wurde und man den Fußball nicht mehr richtig sehen konnte. Wir waren nicht zu erreichen. Wir hatten keine Mobiltelefone!

Wenn es regnete spielten wir bei Freunden Monopoly oder Mensch ärgere dich nicht, Mühle oder Dame und bauten mit Matchbox Autos ganze Städte auf. Wir hatten weder Playstations noch Nintendo, X-Boxen oder Videospiele, keine PCs, keine 50 Fernsehkanäle oder Surround Anlagen. Ins Kino zu gehen war ein Ereignis, für das man sich herausputzte und das einem vor Vorfreude den Magen kribbeln ließ. Es gab damals Vorfilme, die immer eine Überraschung waren, weil keiner wusste was zu erwarten war. Wenn zufällig ein Donald Duck oder Micky Maus Film dabei war, hatte man das große Los gezogen.

Wir hatten Freunde! Wir gingen raus und haben uns diese Freunde gesucht.

Wir haben Fußball gespielt mit allem was sich kicken ließ und wenn einer einen echten Lederball hatte, war er der King und durfte immer mitspielen, egal wie schlecht er war. Um im Verein mitspielen zu dürfen gab es Aufnahmeprüfungen, die nicht jeder bestanden hat. Wer es nicht geschafft hat, lernte mit der Enttäuschung umzugehen. Wir spielten Völkerball bis zum Umfallen und manchmal tat es weh, wenn man abgeworfen wurde. Wir sind von Bäumen und Mauern gestürzt, haben uns geschnitten, aufgeschürft und haben uns Knochen gebrochen und Zähne ausgeschlagen.

Wir hatten Unfälle! Es waren einfach Unfälle an denen wir Schuld waren. Es gab niemanden, den man dafür verantwortlich machen und vor den Richter zerren konnte. Wer erinnert sich noch an Unfälle?
Unsere Knie und Knöchel waren von Frühjahr bis Herbst lädiert und ein Schienbein ohne blaue Flecke gab es nicht. Wenn wir uns an Brennnesseln gebrannt haben, oder uns eine Mücke gestochen hatte, haben wir entweder drauf gespuckt, den Hund des Nachbarn drüber lecken lassen oder einfach drauf gepinkelt. Geholfen hat alles.

Wir haben gestritten und gerauft, uns gegenseitig grün und blau geprügelt und gelernt damit zu leben und darüber hinweg zu kommen. Wir haben Spiele erfunden mit Stöcken und Bällen und haben mit Ästen gefochten. Obwohl es uns immer wieder prophezeit wurde, haben wir kein Auge ausgestochen.

Mobiltelefone hatten wir keine! Um etwas mit Freunden zu besprechen, mussten wir hinlatschen oder hinradeln, damit unsere Eltern uns nicht hören konnten. Wenn die Straßenlichter angingen, hatten wir zu Hause zu sein. Kamen wir später nach Hause, gab's einen befohlenen Rapport beim Vater mit Strammstehen. Geschadet hat das nicht.

Manche Schüler haben eine oder zwei Klassen wiederholt. Das gab Ärger, aber es galt im Gegensatz zu heute nicht als Superkatastrophe. Sie sind nicht durchgefallen, sondern wurden von den Lehrern nur zurückgestuft. Zensuren wurden nie manipuliert, egal aus welchen Gründen.

Wir waren für unsere Aktionen selbst verantwortlich. Konsequenzen waren immer zu erwarten, wenn wir Scheiße gebaut hatten. Der Gedanke, dass ein Elternteil - eventuell mit Hilfe eines Rechtsanwaltes - uns rausklopft, wenn wir mit dem Gesetz in Konflikt geraten waren, war undenkbar. Im Gegenteil, die Eltern stellten sich auf die Seite des Gesetzes.

Stellt euch das vor! Unsere Generation hat einige der größten Künstler und Erfinder hervorgebracht. Die letzten 50 Jahre waren geradezu eine Explosion an Innovationen und Ideen. Wir hatten Freiheit und Zwang, Erfolg und Misserfolg, Verantwortung und Konsequenz. Und wir haben gelernt, damit umzugehen.

Wenn du vor 1970 zur Welt gekommen bist, dann erinnere dich daran, wie du aufgewachsen bist, und du wirst sehen, was unseren armen, verwöhnten und verweichlichten Kindern heute fehlt. Damals haben Eltern auch mal ein Auge zudrückten, anstatt die Kinder mit übergroßer Vorsicht zu erdrücken.

Unsere Eltern trauten uns zu, Entscheidungen zu treffen. Oft hat es geklappt, manchmal auch nicht. Die Entscheidungen, die daneben gingen, zählen wir heute zu unseren Lebenserfahrungen.

Versteht ihr übertechnisierten Computer- und TV-kids des 21. Jahrhunderts eigentlich, was das heißt?

Ihr verweichlichten, verwöhnten, mit Pommes und Hamburgern vollgestopften und wegen eures Bewegungsmangels hyperaktiven Biester kennt nicht den Wind der Freiheit! Vor 30 oder 40 Jahren hättet ihr keine 10 Minuten ohne seelische Krise durchgehalten!

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Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

Das Buch ist bei Amazon, bei anderen Online-Händlern, beim Verlag und auch im Buchhandel erhältlich.

Interview zum Buch