Welt der Naturwissenschaften
(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2010

Die menschliche Freiheit besteht lediglich darin, dass sich die Menschen ihres Wollens bewußt und der Ursachen, von denen sie bestimmt werden, unbewußt sind.
(Baruch de Spinoza)


29. März 2024


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EINEN MORD GESTEHEN


In den USA ist kürzlich der englische Film „Creation“ angelaufen, der in beeindruckender Weise den inneren Kampf zeigt, den Charles Darwin erleiden musste. Seine Theorie von der Abstammung der Tier- und Pflanzenarten, wobei die natürliche Selektion die stärkste Kraft in der Natur ist, hat damals ein Beben in der wissenschaftlichen Welt ausgelöst.

Schon während seiner fünfjährigen Weltreise zweifelte Darwin am damals gültigen philosophischen Dogma, wonach die Arten unveränderlich sind, aber erst Jahre später formulierte er seine Gedanken. Zwischen 1837 bis 1842 trug Darwin akribisch zahllose Fakten zusammen, um seine Überzeugung zu untermauern. Siebzehn Jahre später, im November 1859, veröffentlichte er sein Buch über "Die Entstehung der Arten". Vor der Veröffentlichung schrieb er in einem Brief an seinen Freund, den Botaniker Joseph Hooker: "Es ist als ob man einen Mord gesteht." Darwin wusste also, was er angerichtet hatte. Mit diesem berühmten Satz ahnte er auch die Konflikte voraus, die er mit seiner Theorie hervorrufen würde. Tatsächlich litt Darwin bis an sein Lebensende an einer seltsamen Krankheit, von der bis heute nicht bekannt ist, ob sie psychosomatisch bedingt war.

Albert Einstein erging es zu Beginn des 20. Jahrhunderts kaum besser. 1915, zehn Jahre nach der Publikation seiner speziellen Relativitätstheorie gestand er dem jüdischen Schriftsteller Alexander Moszkowski: „Allerdings muss ich erwähnen, dass ich in der allerersten Zeit, als die spezielle Relativitätstheorie in mir aufging, von allerhand nervösen Konflikten heimgesucht wurde. Ich ging wochenlang wie verwirrt umher, als ganz junger Mensch, wie gesagt, der wohl in solcher Lage erst einmal das Stadium der Betäubung durchlaufen musste.“ Noch als alter Mann gestand Einstein amerikanischen Kollegen gegenüber, dass ihn das Thema als junger Mensch zehn Jahre verfolgt hatte, bis ihm endlich klar geworden war, dass Raum und Zeit neu definiert werden mussten.

Auch der deutsche Physiker Max Planck hatte Qualen zu durchleiden. Als er vor 110 Jahren seine neue Theorie zu den Energiequanten vortrug, glaubte er selbst nicht so recht an seine eigene Entdeckung, dass jegliche Energie im Universum in kleinsten Mengen - den Quanten - übertragen wird. Diese neue Theorie widersprach fundamental der Philosophie des Aristoteles, die Planck besonders verehrte. Obwohl Planck eine der erfolgreichsten Theorien aller Zeiten - die Quantentheorie - begründet hatte, versuchte er eine Zeitlang vergeblich dagegen anzukämpfen.

Darwin, Einstein und Planck hatten die Wissenschaften nachhaltig revolutioniert. Der Preis dafür waren seelische Belastungen.




© 2010 Rudolf Öller, Bregenz


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Helden der Wissenschaft:
Werner von Siemens
(1816-1892)
war eine beeindruckende Unternehmerpersönlichkeit, der es mit der Entdeckung des dynamoelektrischen Prinzips möglich machte, Unmengen an elektrischer Energie zu erzeugen.

Silvia liest

Rudolf Oeller:

"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
Verlag novum, Zürich. ISBN 978-3-99130-025-0

"Wir waren eine großartige Bande von Stammtischbrüdern an der deutsch-österreichischen Grenze, auch zwei Stammtischschwestern waren dabei. Wir pfiffen auf alle Corona-Bestimmungen und trafen uns an jedem Freitag – eine verschworene Truppe, fast schon ein Dream Team. Drink Team trifft es allerdings besser. Voll Hoffnung starteten wir ins Coronajahr 2020, am Ende wurde es eine teils fröhliche, teils depressive Reise in den kollektiven Tod."

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