Schmerz wird durch Verletzungsreize in dünnen Nervenzellfasern
in peripheren Geweben (Haut, Muskeln, Eingeweide usw.) hervorgerufen.
Da diese Fasern auf Schaden reagieren, heißen die entsprechenden
Andockstellen für Nervenbotenstoffe „Nozizeptoren“ (lateinisch
„noxa“ = Schaden). Die Reize dieser Nerven führen zur
Freisetzung von Nervenbotenstoffen im Rückenmark. Eine komplizierte
Übertragungskette erstattet in der Folge dem Hirnstamm, dann den
höheren Hirnzentren Meldung. Dort entsteht schließlich das
Gefühl, das wir Schmerz nennen.
Die Gruppe der Opioide, von denen das bekannteste das Morphin ist, hemmen
das Schmerzleitungssystem direkt und erregen gleichzeitig im Mittelhirn
bestimmte Nervenzellen, die ebenfalls hemmend auf das Schmerzsystem wirken.
Die schmerzlindernde Wirkung von Morphin ist daher besonders stark.
Opium, das die Wirkstoffe Morphin und Codein enthält, wird schon
seit Jahrtausenden verwendet, um Euphorie, Schmerzfreiheit und Schlaf
herbeizuführen. Rohopium gewinnt man aus der Kapsel des Schlafmohns,
der u. a. in der Türkei, in Indien und in ostasiatischen Ländern
angebaut wird. Der weltweit größte Produzent ist laut Angaben
der Vereinten Nationen nach wie vor Afghanistan. Die globale Nachfrage
nach legalem Opium beträgt jährlich rund 700 Tonnen, doch ein
Vielfaches dieser Menge wird illegal vertrieben.
Mit der Erfindung der Injektion im 19. Jahrhundert wurde die Morphininjektion
bei der Schmerzbehandlung allgemein gebräuchlich, vor allem weil
es dadurch wesentlich stärker wirkte als nach oraler Verabreichung.
Die Ärzte der damaligen Zeit hofften auch, dass das Morphin, wenn
es direkt in den Blutstrom gelangte, keine Sucht herrufen würde.
Das Gegenteil war jedoch der Fall. Wie viele Patienten dadurch irrtümlich
in eine schwere Morphinsucht hineintherapiert wurden, ist unbekannt.
Auf der Suche nach einer morphinähnlichen Substanz, die keine Sucht
bewirken sollte, stieß man im August 1897 auf ein extrem starkes
Opioid, das nach einer chemischen Reaktion von Morphin mit Essigsäureanhydrid
entsteht und offiziell „Diacetylmorphin“ genannt wird. Diese
Substanz wirkt nicht nur schmerzstillend. Negative Empfindungen, wie Sinnlosigkeit
und Angst werden schon kurz nach der Einnahme durch ein außergewöhnliches
Glücksgefühl überdeckt. Die psychische und physische Abhängigkeit
stellt sich schnell nach einem regelmäßigen Konsum ein. Da
diese Substanz bei Soldaten, die Ende des 19. Jahrhunderts damit behandelt
wurden, Schmerzfreiheit und ein geradezu heroisches Gefühl bewirkte,
nannte man das Diacetylmorphin auch „heroic Morphin“, kurz
Heroin.
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