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(Scientific Medley)

 Jahresübersicht 2003

Die Freiheit ist ein Luxus, den sich nicht jedermann gestatten kann.
(Otto von Bismarck)


19. April 2024


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EIN GUTER RUTSCH!

Der Ursprung der jiddischen Sprache liegt im Mittelalter. Immer wieder wurden die Juden in Ghettos gesperrt und von der Außenwelt isoliert. Sie sprachen zunächst das gleiche Mittelhochdeutsch wie die Christen. Da die Juden aber die Bibel und den Talmud im Originaltext lasen, verarmte durch die Isolation ihr deutscher Wortschatz. Viele Wörter wurden durch hebräische oder aramäische Wörter sowie durch Ausdrücke der regionalen Dialekte ersetzt. Zusätzlich entwickelte sich eine neue Grammatik. So wurde das Jiddische allmählich zu einer selbständigen Sprache.

Eine Reihe von Lehnwörtern ist später aus dem Jiddischen in die deutsche Alltagssprache zurückgekehrt, wie etwa Gauner oder Ganove (ganáw = Dieb), meschugge (m’schugá = verrückt), mogeln, Schlamassel, mies (Miúss = Ekel), pleite (plejta = Flucht), Mammon, Hazloche un broche (hazlachá, brachá = Glück und Segen), woraus später - missverstanden - „Hals und Beinbruch“ entstand. Jiddisch war weit verbreitet und wurde bis zum Holocaust allgemein zu den Weltsprachen gezählt.

Der „gute Rutsch“ zum Neuen Jahr kommt ebenfalls aus dem Jiddischen. Dieser Wunsch hat mit einem Rutschen auf Eis oder Schnee oder einem Hinübergleiten ins Neue Jahr gar nichts zu tun. "Rosh ha-Shana" ist der erste Jahrestag im jüdischen Kalender. Im Jiddischen und später im Deutschen verwandelte sich "Rosh" allmählich in den bekannten "Rutsch", was heute missverstanden wird. Mit dem jüdischen Neujahrsfest wird eine Zeit der Reue und Umkehr eingeleitet, die am Yom Kippur, dem Versöhnungstag, endet. Während die meisten jüdischen Feiertage ihren Ursprung in historischen Ereignissen haben, sind Rosh ha-Shana und Yom Kippur religiöse Feste.

Nach traditioneller Vorstellung wird am Rosh ha-Shana (wörtlich: „Beginn des Jahres“) das Buch des Lebens aufgeschlagen und ein Urteil über den Lebenswandel der Menschen geschrieben. Die folgenden zehn Tage dienen der tätigen Reue, Versöhnung und Umkehr. Streitigkeiten und Unfrieden sollen beseitigt, schlechte Gedanken sollen bereut werden. Am Yom Kippur, dem höchsten religiösen Fest des Judentums, wird das Urteil besiegelt und das Buch geschlossen. In den Synagogen, die in dieser Zeit in weißer Farbe gehalten sind, wird am Yom Kippur aus dem Buch Jona gelesen: Der Prophet Jona sprach vor den Bewohnern der Stadt Ninive vom göttlichen Strafgericht. Die Menschen bereuten ihre Sünden und wurden gerettet.

Wenn man also zu Silvester einen guten Rutsch wünscht, dann wünscht man nichts anderes als einen guten und reuevollen jüdischen Jahresbeginn.

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© 2003 Rudolf Öller, Bregenz


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"Theke, Antitheke, Syntheke"
(Thriller über eine tragikomische Stammtischrunde auf dem Weg in den Tod)
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